Nach einer Vergewaltigung bricht für eine glückliche junge Frau das Leben zusammen.
Rezension
Der Roman beginnt mit einem grauenvollen Szenario: Eine kleine Familie liegt vergiftet in ihrer Wohnung, Täterin ist die Ehefrau und Mutter. - Marie lebt in einer glücklichen Ehe, hat beruflichen Erfolg, einen netten Freundeskreis und eine ebensolche Familie. Eines Tages wird sie von ihrem Chef brutal vergewaltigt. Sie schweigt über das Geschehene, schläft kurz danach mit ihrem Mann und wird schwanger. In ihr wächst die feste Überzeugung, dass das Kind nur von ihrem Vergewaltiger stammen kann. Nach der Geburt vernachlässigt sie den kleinen Jungen, versucht sogar ihn zu töten und greift, als ihr Mann, von Zweifeln geplagt, einen Vaterschaftstest machen lässt, aus Angst verlassen zu werden zum Gift. - Ein außerordentlich beklemmender Roman. Dem Leser stellt sich die Frage, weshalb die junge Frau so beharrlich über die Vergewaltigung schweigt. Die Antwort mag sein, dass in ihrer "heilen" Welt, in der alles wunderbar perfekt scheint, ein solches Ereignis keinen Platz hat.
Debütroman der Autorin (Jahrgang 92), der auf der Longlist für den Prix Goncourt 2018 stand. - Nicht allen Leserinnen empfohlen, aber gute Diskussionsgrundlage.Rezensent: Cornelia von Forstner
Personen: Bayard, Inès
Bayard, Inès:
Scham : Roman / Inès Bayard. Dt. von Theresa Benkert. - Wien : Zsolnay, 2020. - 221 S. ; 21 cm. - Aus d. Franz.
ISBN 978-3-552-05976-4 geb. : EUR 22.00
Romane, Erzählungen, Dramen, Lyrik, Sammlungen - Signatur: SL Bay - Buch