Wondratschek, Wolf
Selbstbild mit russischem Klavier Roman
Buch

Hintersinnig und amüsant verbinden sich Anekdoten aus dem Leben eines fiktiven Pianisten mit denen des Autors.


Rezension

Ein Leben lang hat Wolf Wondratschek mit sich und mit der Musik gespielt, mit den Grenzen und Chancen des bürgerlichen und alternativen Lebens experimentiert und diese Erfahrungen in unterschiedliche literarische Formen gebracht. Nun schlüpft der 75-Jährige in einem langen Wiener Kaffeehausgespräch teils empathisch in die Rolle eines fiktiven russischen Komponisten und Klavierspielers, teils verwundert in sein eigenes Leben: "Ich höre einen Mann reden, den ich gerade erst kennengelernt habe, à" (S. 11). Auf dem Friedhof Montparnasse besuchte er einmal das Grab der Pianistin Clara Haskil. Auf der Grabplatte hatte sich eine Katze ausgestreckt, ihr Köpfchen verdeckte das Todesdatum, als wollte sie Haskils Tod ungeschehen machen. So möchte auch Wondratschek das am Horizont auftauchende Todesdatum seines Protagonisten und seiner selbst unsichtbar machen, und vorher lieber noch viel von den Ungereimtheiten der Wirklichkeit und den Zwischentönen unseres/seines Lebens erzählen.

Dank der 19 knackigen Kapitelüberschriften - etwa "Kann man Gott zum Lachen bringen?" - lässt sich das Buch gut portioniert am Stück oder kursorisch lesen.

Rezensent: Rüdiger Sareika


Personen: Wondratschek, Wolf

Schlagwörter: Künstler Musik

Wondratschek, Wolf:
Selbstbild mit russischem Klavier : Roman / Wolf Wondratschek. - Berlin : Ullstein, 2018. - 271 S. ; 20 cm
ISBN 978-3-550-05070-1 geb. : EUR 22.00

Zugangsnummer: 2014/6424
Romane, Erzählungen, Dramen, Lyrik, Sammlungen - Signatur: Won - Buch