Die Sprache der Politiker wird analysiert und entlarvt.
Rezension
Auf ihrem Blog neusprech.org sezieren Kai Biermann und Martin Haase Phrasen deutscher Politiker, um zu zeigen, wie inhaltsleer, widersprüchlich oder propagandistisch sie sind. Die Blogeinträge sind nun in alphabetischer Reihenfolge als Buch erschienen, das zu lesen eine eher freudlose Angelegenheit ist. Zwar landen die Autoren einige erwartbare Treffer, etwa mit der Verulkung von Begriffen wie „Einstiegslohn“ oder „nukleare Nichtverbreitung“, doch ist ihre scheinheilige Gelehrsamkeit nervtötend und redundant. Krampfhaft soll der Eindruck erweckt werden, dass in der Politik nach Strich und Faden gelogen (Buchtitel) oder in nahezu jedem Zusammenhang mit Worthülsen hantiert wird, wofür man allerdings wenig überzeugende Beispiele findet. Dem überpingeligen Buch fehlt es entschieden an Lässigkeit und – ausgerechnet sprachlicher – Eleganz. Und bei all den durchaus berechtigten Einwänden gegen unterschwellige Propaganda ist es selbst nicht frei davon (siehe „geistiges Eigentum“).
Verwertbar als kritische Einstiegslektüre, die sich nicht mit dem Unterhaltungswert von Bastian Sick & Co. messen kann.Rezensent: Jonathan Horstmann
Personen: Haase, Martin Biermann, Kai
Biermann, Kai:
Sprachlügen : Unworte und Neusprech von „Atomruine“ bis „zeitnah“ / Kai Biermann u. Martin Haase. - Frankfurt am Main : Fischer Taschenbuch Verl., 2013. - 234 S ; 19 cm
ISBN 978-3-596-19497-1
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