Familiengeschichte angesiedelt im 20. Jahrhundert.
Rezension
Fast 90 Jahre können die Leser*innen dieses Romans dem Leben von Emmy folgen. 1907 wird sie auf einer Nordseeinsel geboren, nach dem Tod des Vaters muss sie sich in den 20er Jahren als Dienstmädchen in Berlin verdingen. Sie lernt einen Mann aus gutbürgerlichen Verhältnissen kennen, wird schwanger, heiratet ihn wider besseren Wissens, erlebt den zweiten Weltkrieg, verliebt sich à Nach ihrem Tod stoßen ihre drei Kinder auf gleich mehrere Geheimnisse, die ein neues Bild der Mutter entstehen lassen. Emmy ist eine starke Frau, die jede Lebenssituation mit Humor und Tatkraft meistert. Sie ist einem gleich sympathisch, bleibt aber insgesamt farblos, ebenso wie die anderen Figuren im Roman: Keine kommt einem nahe, bei keiner entsteht Neugier, wie sich wohl ihre Geschichte weiterentwickelt. Auch das eigentlich sehr bewegte 20. Jahrhundert rauscht so an einem vorbei, politische und gesellschaftliche Fragen bleiben weitestgehend ausgespart oder werden nicht entwickelt. Emmy sitzt ab und an im Luftschutzbunker und ihr Mann kungelt irgendwie mit den Nazis, mehr erfahren wir z. B. nicht über den Nationalsozialismus.
Das Buchcover ist schön gestaltet und auch der Titel verspricht mehr als der Roman hält. Es ist kein schlechtes Buch, doch gibt es zahlreiche besser erzählte Familiengeschichten.Rezensent: Wiebke Mandalka
Personen: Golz, Manuela
Golz, Manuela:
Sturmvögel : Roman / Manuela Golz. - Köln : DuMont, 2021. - 332 S. ; 21 cm
ISBN 978-3-8321-8137-6 geb. : EUR 22.00
Romane, Erzählungen, Dramen, Lyrik, Sammlungen - Signatur: Gol - Buch