Brandt, Jan
Tod in Turin Eine italienische Reise ohne Wiederkehr
Buch

Ein Schriftsteller beschreibt seine Reise zur Turiner Buchmesse als Romanvermeidung - scharf beobachtet und selbstironisch.


Rezension

Der zweite Roman soll ja der schwierigste sein. Auch Jan Brandt ereilt, nach langer Lesereise mit seinem Debüterfolg, eine Krise. Als sein Roman in Italien erscheint, folgt er gern der Einladung ins Traumland deutscher Schriftsteller. Bei der Turiner Buchmesse, dem Branchenspektakel, wird er auf zahllosen Events und Treffen mit Verlegern, Autoren und Journalisten vereinnahmt. Sein einsamer Besuch im Feinkosttempel Eataly, den er als Sekte und "begehbaren kulinarischen Bildungsroman" beschreibt, liest sich wie eine Analogie zu seiner Verlorenheit im Literaturbetrieb, der Brandt begeistert wie abstößt. Doch zu Ende leiden Witz und Selbstironie Brandts, der Klarnamen aller Beteiligten benutzt und einige (selbst in der Danksagung) schwärzt. Seine Stimmung wird pessimistisch, sein Stil fast pedantisch und besserwisserisch (181 faktenhuberische Fußnoten!). Auch der Erzähler wird seiner selbst müde, träumt davon, zu dem Fluggast zu werden, mit dem man ihn beim Einchecken verwechselt.

Kein Muss, aber gern empfohlen für Liebhaber von Satire und scharfen Beobachtungen, die enzyklopädische Ergüsse (in Fußnoten) nicht stören.

Rezensent: Kerstin Wohne


Personen: Brandt, Jan

Schlagwörter: Satire Italien Literaturbetrieb

Brandt, Jan:
Tod in Turin : Eine italienische Reise ohne Wiederkehr / Jan Brandt. Ill. von Tom Smith. - Köln : DuMont, 2015. - 304 S. : Ill. ; 21 cm
ISBN 978-3-8321-9792-6 geb. : EUR 19.99

Zugangsnummer: 2014/1666
Romane, Erzählungen, Dramen, Lyrik, Sammlungen - Buch