Die erste umfassende Biografie von Ulrike Meinhof (1934-76) vor dem Hintergrund der bundesdeutschen Nachkriegsgeschichte.
Rezension
Ulrike wird 1934 als jüngere von zwei Töchtern in eine bürgerliche Familie geboren, die einerseits dem Zeitgeist angepasst mit den Nazis paktiert, die andererseits v. a. durch die Liebesbeziehung der Mutter zu einer Frau konträr zur herrschenden Familienideologie steht. Noch vor Kriegsende stirbt der Vater, 1949 die Mutter, deren Lebensgefährtin Pflegemutter der Meinhof-Töchter wird. Ulrike beginnt früh gegen die spießige Verlogenheit der Nachkriegsgesellschaft zu opponieren, ist eine kritische, oft auch provozierende Schülerin, sie trägt Hosen, sie raucht, lebt praktisch ohne Aufsicht und gleichzeitig doch unter der „Tyrannei“ der Pflegemutter, mit der sie sich schließlich überwirft. Nach dem Abitur studiert sie Germanistik und Psychologie, begegnet dem „konkret“-Herausgeber Klaus-Rainer Röhl und wird Mitarbeiterin von „konkret“. Auch während ihrer Ehe mit Röhl und der Zugehörigkeit zur Hamburger „Partyrepublik“ verliert sie den Kontakt zur außerparlamentarischen Opposition nicht. Nach der Trennung von Röhl arbeitet sie aktiver und entschlossener denn je für einen „antiimperialistischen, international haltbaren Demokratisierungsprozess … eine Politisierung der Massen …“. Ihre zunehmende Radikalisierung, die Befreiung von Andreas Baader, ihre Partisanenausbildung in Amman und die kriminelle Eskalation sind bekannte Meilensteine ihres Weges, der in der Isolation des Stammheimer Gefängnisses endet, in dem sie 1976 stirbt.
Rezensent: Birgit Lautenbach
Personen: Ditfurth, Jutta
Ditfurth, Jutta:
Ulrike Meinhof : Die Biografie / Jutta Dithfurth. - 1. Aufl. - Berlin : Ullstein, 2007. - 478 S ; 22 cm
ISBN 978-3-550-08728-8
Einzel- und Familienbiografien sowie Briefe und Tagebücher einzelner Personen aus allen Sachgebieten - Signatur: Bb - Bücher