Christoph Biermann legt eine glänzend geschriebene Geschichte des postmodernen Fußballs vor, Chapeau.
Rezension
1992: Die Champions League wird gegründet, die Premier League wird zur erfolgreichsten Liga weltweit, in Deutschland wechseln die Übertragungsrechte von der biederen Sportschau zu "ran" - und hier wandelt sich der Fußball zum Entertainment. Die Situation vorher: der Fußball in der Krise, die Stadien leer und marode, Gewalt herrschte in den Rängen. In den 90ern ist der Fußball zur Ware geworden, Spitzenspieler waren nun viel wert. Kein Wunder, dass das Foul von hinten nun mit einer roten Karte bestraft wurde, denn eine schwere Verletzung bedeutete Kapitalvernichtung. Im Fußball spiegelte sich Globalisierung und Neoliberalismus, steinreiche Oligarchen stiegen ein, Ölländer investierten in Fußball und Berlusconi kaufte den AC Mailand. Vieles ist besser geworden: "In neuen Stadien spielen Super-Teams mit Super-Spielern unter der Anleitung visionärer Super-Trainer für ein global wachsendes Publikum." Der Preis dafür ist aber die Monopolisierung des Sports durch wenige Klubs.
Gerade in Zeiten von großen Turnieren ist das Buch eine Steilvorlage für einen Gesprächsabend mit Sportinteressierten.Rezensent: Volker Dettmar
Personen: Biermann, Christoph
Biermann, Christoph:
Um jeden Preis : Die wahre Geschichte des modernen Fußballs von 1992 bis heute / Christoph Biermann. - Köln : Kiepenheuer & Witsch, 2022. - 248 S. ; 22 cm
ISBN 978-3-462-00373-4 kt. : EUR 18.00
Sport - Signatur: Rb Bie - Buch