Soziogramm einer zerbrochenen Familie an einem Wendepunkt.
Rezension
An einem kritischen Punkt der Lebensgeschichten treffen sich die zuvor verstoßene Tochter sowie der Sohn und Erbe auf dem Chateau, dem Landsitz der Mutter, wieder. Olivia, oder "die Frau", wie sie im Buch meistens bezeichnet wird, hat mit den zwei Kindern gerade ihren vermutlich gewalttätigen Mann verlassen. Marcus und seine Frau Sophie haben lange auf ein Kind gehofft, jetzt wurde die Tochter tot geboren. In Bildern, die stark an Filmszenen erinnern, erzählt Julia Leigh vom Aufeinandertreffen der verschiedenen Mitglieder dieser schon lange nicht mehr bestehenden Familie, die alle einen je eigenen Ausweg aus der Situation suchen. Es geht um Mutterschaft, um Liebe und Verrat, um Sehnsüchte, die der Realität nicht standhalten. Immer wieder brechen schockierende Ereignisse durch die scheinbar ruhige Oberfläche des Familientreffens.Vor allem die tragische Unfähigkeit Sophies, ihre totgeborene Tochter loszulassen, verleiht dem unterschwellig auch spürbaren Humor der Geschichte makabre Züge.
Der kleine atmosphärisch dicht erzählte Roman wird Leserinnen mit einem Gefühl der Beunruhigung zurücklassen.Rezensent: Birgit Schönfeld
Personen: Leigh, Julia
Leigh, Julia:
Unruhe : Roman / Julia Leigh. Dt. von Marcia Bodrozic. - München : Liebeskind, 2009. - 126 S. ; 20 cm. - Aus d. Engl.
ISBN 978-3-935890-62-5 geb. : EUR 14.90
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