Keine "Erpresserbriefe" sondern poetische Collagen: Gedichte und kurze Texte aus zusammengeklebten Zeitungsworten.
Rezension
Die aus Rumänien stammende Nobelpreisträgerin von 2009 Herta Müller ist eine Wortkünstlerin. Dies beweist sie erneut mit den neuen Lyrikband, der zahlreiche Texte im "Wortbild" zusammenstellt. Unter sechs Überschriften, die durchaus programmatisch zu verstehen sind wie "Eine Nachricht, die klar wie ein Messer war", "Ein spielloser Fall ist der Schnee" oder "Die Haut ist nur ein Fleck beleidigter Batist" und "Wer weiß wem ich das Leben stahl" versammelt er Wortcollagen, deren Wortbausteine ganz unterschiedlich groß, verschiedenfarbig, in diversen Schrifttypen gesetzt und manchmal von kleinen Bildern ergänzt sind. Entstanden ist die Idee zu diesen Bildgedichten durch den Mangel an guten Ansichtskarten, so erzählt es die Autorin im Interview. Sie begann Worte auszuschneiden und sie auf Karteikarten zu kleben. Dabei ist das einzelne Wort ganz alltäglich, erst die Kombination von Worten und Sätzen bringt die Sprache zum Klingen. Müllers Poesie ist mal leicht, mal handfest, ihre Themen Heimat, Politik, Natur, Abschiede und Geheimnisse behandelt sie hier mit viel Humor und Leichtigkeit. Es macht Spaß, die Texte laut zu lesen.
Ein Lyrikband, der in jeder Bücherei Freunde findet. Das wunderschön gemachte Buch mit seinen vierfarbigen Seiten ist auch ein wunderbares Geschenk! Auch für Veranstaltungsarbeit und Schreibwerkstätten bestens geeignet. Die Collagen verlocken zum Wörtersuchen und Zusammenkleben.Rezensent: Gabriele Kassenbrock
Personen: Müller, Herta
Müller, Herta:
Vater telefoniert mit den Fliegen / Herta Müller. - München : Hanser, 2012. - 207 S. : Ill. ; 22 cm
ISBN 978-3-446-23857-2 geb. : EUR 19.90
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