Eine Tochter versucht behutsam, die sprachliche und emotionale Entfremdung zu ihrem Vater zu überwinden.
Rezension
Ipek, Tochter türkischer Einwanderer, hat ihr Zuhause längst hinter sich gelassen. Sprachlich und kulturell hat sich die Journalistin von ihren Eltern emanzipiert. Ihrer resoluten, lebhaften Mutter fühlt sich Ipek weiterhin nah, doch ihr introvertierter Vater scheint ihr durch die Mauer seines Schweigens fremd und fern. Ipek liebt ihren Vater, erinnert sich gerne an seine liebevolle Zuneigung während ihrer Kindheit, die mit ihrem Erwachsenwerden, mit ihrer sprachlichen und intellektuellen Entwicklung einer zunehmenden Entfremdung wich. Als ihre Mutter für eine Woche verreist, fährt Ipek zu ihrem Vater. Doch wie kann man ohne Worte ausdrücken, was Herz und Seele berührt? Vorsichtig nähern sich Vater und Tochter in diesen Tagen intensiver Zweisamkeit einander an und erfahren ihre Verbundenheit durch kleine Gesten und sparsame Worte. Präzise, unaufgeregt und kunstvoll schnörkellos zeichnet Dilek Güngör ein einfühlsames und vielschichtiges Bild einer Vater-Tochter-Beziehung.
Der schmale Roman stellt nicht den Migrationshintergrund der Protagonisten in den Vordergrund, sondern berührt mit dem Porträt einer besonderen Vater-Tochter-Beziehung.Rezensent: Christine Heymer
Personen: Güngör, Dilek
Güngör, Dilek:
Vater und ich : Roman / Dilek Güngör. - Berlin : Verbrecher, 2021. - 101 S. ; 20 cm
ISBN 978-3-95732-492-4 geb. : EUR 19.00
Romane, Erzählungen, Dramen, Lyrik, Sammlungen - Signatur: Gün - Buch