Was vererben wir unseren Kindern bzw. was erben wir von unseren Eltern (auch außerhalb materieller Werte)?
Rezension
Bärfuss erzählt persönlich von seinem Vater, einem kleinkriminellen Obdachlosen, von dem ihm nicht mehr bleibt als eine Bananenkiste mit Schuldscheinen und Pfändungsbriefen. Erst 25 Jahre nach dem Tod des Vaters öffnet Bärfuss diese Kiste. Von ihrem Inhalt ausgehend reflektiert Bärfuss prägnant und anschaulich die eigene Herkunft und seinen schwierigen Lebensweg. Wer nach diesem erzählerischen Auftakt eine Familiengeschichte erwartet, wird überrascht. Denn die Auseinandersetzung mit dem Erbe dient Bärfuss als etwas sprunghafter und nicht immer nachvollziehbarer roter Faden für seine grundsätzlichen Überlegungen zum Thema Erben, der Herkunft und dem damit oft definierten sozialen Status. Ob daraus ein veränderter Eigentumsbegriff und ein neues Erbrecht folgen müssen? Lukas Bärfuss hat die Asche seines Vaters bestattet, die Kiste geöffnet und darin über dessen "tatsächliche Existenz" nichts gefunden: "Meine Herkunft bleibt ungewiss. Ich könnte darüber nicht glücklicher sein."
Wer einen politischen und philosophischen Diskurs liebt, wird in dem Essay viele Ansätze zur Auseinandersetzung finden.Rezensent: Christine Stockstrom
Personen: Bärfuss, Lukas
Bärfuss, Lukas:
Vaters Kiste : Eine Geschichte über das Erben / Lukas Bärfuss. - Hamburg : Rowohlt, 2022. - 95 S. ; 21 cm
ISBN 978-3-498-00341-8 geb. : EUR 18.00
Romane, Erzählungen, Dramen, Lyrik, Sammlungen - Signatur: Bär - Buch