Fragmente eines zerbrochenen Familienmosaiks, erzählt in lapidaren Geschichten.
Rezension
Den Nachfahren der Holocaust-Überlebenden fehlt es oft an Geschichten und Bildern, die ihre Vorfahren beschreiben oder zeigen. Vielleicht hat sich die Autorin - "Ich bin eher zufällig jüdisch" - deswegen auf die Reise in Richtung Warschau gemacht, Ahnenforschung zu Fuß. Die Namen überschlagen sich, schwer zu merken für den Leser/die Leserin, aber das ist auch nicht nötig: Die inneren Welten, die Gefühle der Autorin sind eindrücklich, ihre innere Reise. Aber man mag es kaum glauben: Trotz der schweren Geschichte, die sie erzählt, bleibt sie in gewisser Weise heiter - es fällt immer ein Sonnenstrahl auf das Dunkel des Erzählten. Mira z.B., die Journalistin, ist durch eine erschreckende Anzahl von Lagern gegangen. Ein Blechnapf mit Familienfotos und Papieren rettete sie durch Vernichtungsmaschinerien hindurch - im doppelten Sinn.
Durchaus Stoff für einen Literaturkreis, ohne große Voraussetzungen sprachlicher oder historischer Art. Hohe Kunst in lesbaren Worten.Rezensent: Volker Dettmar
Personen: Petrowskaja, Katja
Petrowskaja, Katja:
Vielleicht Esther : Geschichten / Katja Petrowskaja. - Berlin : Suhrkamp, 2017. - 348 S. ; 15 cm. - (suhrkamp taschenbuch 4826)
ISBN 978-3-518-46826-5 geb. : EUR 11.00
Romane, Erzählungen, Dramen, Lyrik, Sammlungen - Signatur: Pet - Buch