Vorwiegend melancholische Gedichte, Geschichten und Anekdoten zur Weihnachtszeit.
Rezension
Kaum ein Autor hatte ein so bewegtes Leben wie Joachim Ringelnatz (1883-1934). Von der Natur nicht gerade mit Schönheit und Anmut verwöhnt, musste er schon früh den Spott seiner Mitschüler ertragen. Er flüchtete sich in Trotz und wurde vom Gymnasium verwiesen. Seine unrühmliche Schulzeit beendete er schließlich mit dem "Einjährigen-Examen". Danach übte er etwa 30 verschiedene Jobs aus, war Bibliothekar, besaß einen Tabakladen und fuhr als Leichtmatrose zur See. Immer aber strebte er seinem gelehrten Vater, einem Schriftsteller, nach und verfasste Gedichte, Witze, Anekdoten und Märchen. In den vorliegenden Texten spiegelt sich sein ruheloses, von Armut und tiefen seelischen Verletzungen geprägtes Leben wider, wenn er von traurigen Seeleuten berichtet, die Weihnachten in der Kneipe verbringen, von einem Paar, das das Schaukelpferd seines nie geborenen Kindes verheizt oder wenn er von einer Hungerweihnacht in Hamburg erzählt. Überall erscheint der Protagonist als Fremder in einer ihm nur zum Teil vertrauten Welt.
Keine leichte, heitere Weihnachtslektüre, aber eine durchaus lohnende, vor allem für Ringelnatz-Kenner. Für alle Büchereien geeignet.Rezensent: Elisabeth Schmitz
Personen: Kampa, Daniel
Weihnachten mit Ringelnatz : Gedichte / Ausgewählt von Daniel Kampa. - Zürich : Diogenes, 2009. - 95 S. ; 19 cm
ISBN 978-3-257-02114-1 geb. : EUR 9.90
Romane, Erzählungen, Dramen, Lyrik, Sammlungen - Buch