Was ist Rassismus? Was ist Intoleranz? Woher kommen Vorurteile?
Rezension
Das Sachbuch möchte Kindern Verständnis für Andersartigkeit in Bezug auf Hautfarbe und Religion vermitteln und zu mehr Toleranz und einem friedlichen Miteinander motivieren. Dazu werden Begriffe wie Rassismus, Intoleranz, Vorurteile à erläutert. Es ist anzunehmen, dass das Buch Kinder im Kindergartenalter oder am Anfang des Grundschulalters ansprechen soll, dafür spricht die gewählte Form des Bilderbuchs. Doch in Bezug auf den Inhalt ist die Zielgruppe unklar, da die einfache Sprache, die für den Text gewählt wurde, mit schwierigen Begriffen durchsetzt ist und eher für Kinder am Ende des Grundschulalters verständlich ist. Zwar werden Schlüsselbegriffe wieToleranz, Respekt, Vorurteil kurz erklärt, aber sie werden in den Texten häufig und selbstverständlich verwendet. Am Ende des Buches werden die Kinder dazu ermuntert, z. B. Benefiz-Veranstaltungen zu organisieren und Adressen von Internetadressen von Hilfsorganisationen werden genannt, die Kinder bis zum Grundschulalter nicht in Eigenverantwortung organisieren oder aufrufen können. Soll sich das Buch an Kinder im Kindergartenalter richten, so braucht diese Altersgruppe noch keine Definitionen von Rassismus und Intoleranz, sondern nach aktuellem pädagogischem Verständnis ist es wichtig, in den Büchern eine selbstverständliche Vielfalt abzubilden und nicht das Anderssein herauszustellen (s. Eselsohr 5/2019, S. 6-7). Das pädagogische Anliegen ist klar erkennbar, das Verhalten der Kinder soll geschult werden, dazu gibt es Ratschläge und auch Belehrungen. Einige Formulierungen sind verwunderlich und entweder der englischen Textvorlage oder der Übersetzung geschuldet und wirken unbeholfen. Bsp: "Wenn Kinder wegen ihrer Hautfarbe oder Religion schlecht behandelt werden, finden sie das gar nicht lustig". Hier wird assoziiert, dass dies wohl manchmal ein Scherz sein kann!? Das dazugehörige Bild zeigt fünf Mädchen mit Kopftüchern beim Seilspringen, die ein blondes Mädchen nicht mitspielen lassen. Hier wird sehr klischeehaft und pädagogisch korrekt, die Ausgrenzung umgekehrt! Für die eigene Sicherheit wird u. a. empfohlen sich an die Polizei zu wenden. Diese darf die Übeltäter verhaften, damit alle in Frieden leben können. Das ist eine sehr einfache Schwarz-Weiß-Malerei, die sicher der Zielgruppe geschuldet ist, doch es ist fraglich, ob die Zielgruppe für solche Erklärungen die richtige ist. Kinder sollten sich zuallererst an vertrauenswürdige Erwachsene wenden. Das Buch vermittelt eine Verhaltensänderung mit Hilfe von negativen Beispielen, nach dem Motto "Mach es besser". Ob es pädagogisch sinnvoll ist, im ersten Drittel des Buches vor allem Menschen in Situationen zu zeigen, in denen sie ausgegrenzt werden und vor allem traurig und oder auch böse aussehen, um damit die Kinder für Vorurteile zu sensibilisieren, wage ich zu bezweifeln. Die Ausstattung des Buches ist qualitätvoll und ästhetisch ansprechend, die Zeichnungen sind z. T. jedoch etwas plakativ.
Fazit: Ein Buch, das vor allem die Erwachsenensicht Kindern überstülpt, eine unklare Zielgruppe hat und falls jüngere Kinder im Kita- oder Grundschulalter angesprochen werden, die neueren pädagogischen Erkenntnisse nicht berücksichtigt. Diese Altersgruppe braucht Bücher, die das selbstverständliche Miteinander aufzeigen, da Kinder vorurteilsfreierRezensent: Birgit Hillmer
Personen: Kai, Hanane Spilsbury, Louise
Wie ist es, wenn man anders ist? : Alles über kleine und große Ungerechtigkeiten / Louise Spilsbury. Ill. von Hanane Kai. Dt. von Jonas Bedford-Strohm. - Stuttgart : Gabriel, 2019. - 32 S. : überw. Ill. ; 23 cm. - Aus d. Engl.
ISBN 978-3-522-30533-4 geb. : EUR 10.00
Sozialwissenschaften (Staat, Politik, Recht, Wirtschaft) - Signatur: Js Wie - Buch