Ein Mann zieht sich in die Einöde zurück und wird zu einem modernen Robinson.
Rezension
Während einer Razzia verletzt Manuel in Notwehr einen Polizisten schwer und taucht danach in einem spanischen verlassenen Dorf unter. Nur sein Onkel in Madrid, gleichzeitig der Erzähler, ist die einzige Verbindung zur zivilisierten Welt. Von Beruf Ingenieur, kleinwüchsig und ohnehin meist unbeachtet von seinen Mitmenschen, richtet sich Manuel in dem halb verfallenen Dorf ein und lebt in unvorstellbar prekären Verhältnissen. Nach und nach beginnt er, sein neues Dasein als das einzig wahre zu betrachten und das Leben fernab von moderner Bequemlichkeit zu genießen. Eines Tages aber renoviert und bezieht eine Großfamilie das Nachbarhaus. Mit ihren SUVs, ihrer Konsumwut und den lauten, unerzogenen Nachkommenschaften steigern sie Manuels Menschenfeindlichkeit ins Unermessliche. Er vertreibt sie erfolgreich. Santiago Lorenzo beschreibt minutiös, mit Liebe zum Detail und viel Ironie, wie ein solches Leben gelingen kann. Zur Nachahmung regt er allerdings kaum an.
Für alle Freunde skurriler literarischer Figuren und beißender Gesellschaftskritik, die nicht nur auf Spanien zutrifft.Rezensent: Barbara von Korff-Schmising
Personen: Müller, Daniel Lorenzo, Santiago Viseneber, Karolin
Lorenzo, Santiago:
Wir alle sind Widerlinge : Roman / Santiago Lorenzo. Dt. von Daniel Müller u. Karolin Viseneber. - München : Heyne, 2022. - 239 S. ; 21 cm. - Aus d. Span.
ISBN 978-3-453-27328-3 geb. : EUR 20.00
Romane, Erzählungen, Dramen, Lyrik, Sammlungen - Signatur: Lor - Buch