Möbius, Regine
Wortmacht und Machtwort Der politische Loest
Buch

Studie über den Schriftsteller und "leidenschaftlichen Demokraten" Erich Loest (*24. Febr. 1926).


Rezension

Erich Loest, Chronist des 20. Jahrhunderts, ist ein Mittler zwischen gelehrter Geschichte und seiner Leserschaft, Sachwalter kulturpolitischer Auseinandersetzungen. Er spricht die Sprache seines Nachbarn, die des Politikers, die des Philosophen. Loest schreibt über seine Zuchthauserfahrungen, die friedliche Revolution, über historische Markierungen und kritisiert die Wirklichkeit von 40 Jahren real-existierendem Sozialismus. In den Kapiteln "Folgen des Zweifels" (Beginn eines ersten Romans "Der 17. Juni, ein Schriftsteller zwischen den Systemen"), "Der Grenzgänger" und "Der sächsische Kulturpolitiker" wird sein Lebenswerk weitergezeichnet. In ihren Ausführungen geht die Autorin zuerst auf den Nachkriegsroman "Jungen, die übrig bleiben" und seine Rezeption ein. Loest wird Redakteur und soll in der Produktion arbeiten. 1952 wird er Leipziger Schriftstellerverbandsvorsitzender. Sie erzählt von Loests Beobachtungen am 17. Juni 1953, ein Artikel von ihm im Börsenblatt ist abgedruckt - mit Folgen. Erich Loest wird 1956 wegen "illegaler Gruppenbildung" verhaftet und zu 7 1/2 Jahren Zuchthaus verurteilt, er thematisiert die Erfahrungen in "Durch die Erde ein Riß" und "Prozesskosten". 1978 erscheint sein achter Roman "Es geht seinen Gang oder Mühen in unserer Ebene", 1981 verlässt er aufgrund der jahrelangen Drangsalierungen und Schikanen die DDR und siedelt sich in Osnabrück - später Bonn - an. Möbius schildert die Auseindersetzungen im Verband deutscher Schriftsteller in Saarbrücken 1984. 1887 wird Loest von Herman Kant vom X. Schriftstellerkongress ausgeladen, daraufhin wird er mit den Aktionen "Schreiben aus dem Labyrinth" und "Eine Reise ins Polnische" aktiv. Sein Engagement für Bibliotheken und die Erinnerung an die unsinnige Sprengung der Leipziger Universitätskirche und die Kritik an der Neugestaltung zeigen den nimmermüden Streiter Erich Loest.

Ein Buch gegen das Vergessen. Für LeserInnen die sich für die Zusammenhänge von Politik und Literatur in der ehemaligen DDR interessieren.

Rezensent: Martin Weskott


Personen: Möbius, Regine

Schlagwörter: Autor Gesellschaft Kritik DDR

Möbius, Regine:
Wortmacht und Machtwort : Der politische Loest / Regine Möbius. - 1. Aufl. - Leipzig : Plöttner, 2009. - 160 S.
ISBN 978-3-938442-70-8 geb. : EUR 17.90

Zugangsnummer: 0002/6365
Lebensbilder, Briefe und Tagebücher einzelner Personen - Buch