Geschichte der Tragödie italienischer Arbeitsmigration am Beispiel des Schicksals zweier starker Frauen.
Rezension
Mimi Orlando geht mit ihrer Familie in den 1970er Jahren in die Schweiz, wo ihr Vater in einer Asbestfabrik arbeitet. Sie fühlt sich dort nicht wohl und flüchtet sich in ihre erste Liebe zu Ippazio, von dem sie 15-jährig schwanger wird. Doch Mimi ist stark: sie zieht ihre uneheliche Tochter Arianna nach der Rückkehr ins Heimatdorf allein auf. Ihre Einstellung: "Vergessen, was wehgetan hat, nur die Erinnerungen bewahren, die bei denen (wir) lächeln können".Auch Arianna ist stark und unabhängig: sie fordert als erste Gerechtigkeit für alle an Asbestose erkrankten Menschen. Denn fast 2000 Männer aus Apulien haben zwischen 1960 und 1980 in Asbestfabriken in der Schweiz gearbeitet und sind verstorben oder krank. Die Handlung des Romans spielt zwischen 1975 und 2011 und basiert auf wahren Begebenheiten, die der Autor über Jahre hinweg recherchiert und rekonstruiert hat. Er beleuchtet darin ein tragisches und wenig beachtetes Kapitel in der Geschichte der italienischen Arbeitsmigration in den siebziger Jahren.
Darüber hinaus schildert er zwei ungewöhnliche süditalienische Frauenschicksale. Sehr empfohlenfür LeserInnen, die sich kritisch mit sozialer Ungerechtigkeit auseinandersetzen wollen.Rezensent: Ileana Beckmann
Personen: Desiati, Mario
Desiati, Mario:
Zementfasern : Roman / Mario Desiati. Dt. von Annette Kopetzki. - Berlin : Wagenbach, 2012. - 284 S. ; 22 cm. - Aus d. Ital.
ISBN 978-3-8031-3244-4 geb. : EUR 19.90
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