Der Episodenroman aus einer fiktiven indischen Stadt zeigt hautnah aus der Sicht der Unterdrückten und Unzufriedenen die Ungerechtigkeit der indischen Gesellschaft.
Rezension
Für seinen Erstling "Der weiße Tiger" (Ev. B. 09/115) erhielt der im Mumbai lebende indische Autor den Booker Preis 2008. In dem Geschichtenbuch, dessen Titel auf die Attentate auf Indira und Rajiv Gandhi 1984 und 1991 anspielt, führen uns die Sprecher in einem sieben Tage dauernden Erkundungsgang durch die fiktive Stadt Kittur. Dabei kontrastiert das Hörbuch wirkungsvoll den Reiseführertenor, der auf Schönheit und Exotik abhebt und der jede Geschichte einleitet, mit der unsentimentalen Darstellung der gesellschaftlichen Realität. Protagonisten sind die Menschen am unteren Rand der Gesellschaft, wie der 12 jährige Junge vom Land, der in einem Teehaus einen Hungerlohn verdient und sich von einem hellhäutigen Mann für einen zwielichtigen Beobachterposten anheuern lässt oder der Schüler, der aus Protest gegen das Kastenwesen an seiner Schule Sprengstoff legt. Der Ton der Dialoge wirkt treffend und authentisch (und ist von Klaus Modick offensichtlich hervorragend übersetzt), mit Witz und schonungslos erzählt Aravino Adiga von der Unbarmherzigkeit und Armut, von Hunger und Korruption und vom großen Überlebenswillen und dem wahrscheinlichen Scheitern.
Das Hörbuch knüpft an Buch und Filmeindrücke vom modernen Indien an und sollte überall, wo Büchereien "über den Tellerrand Europas" hinausschauen wollen, bereitstehen.Rezensent: Gabriele Kassenbrock
Personen: Adiga, Aravino
Adiga, Aravino:
Zwischen den Attentaten : Lesung / Aravino Adiga. Gelesen von Heikko Deutschmann und Alexander Doering. - Hamburg : Der Audio Verl., 2009. - 6 CDs ; 426 Min.
ISBN 978-3-89813-891-8 : EUR 24.99
Romane, Erzählungen, Dramen, Lyrik, Sammlungen - CD