Matter, Maritgen
Ein Schaf fürs Leben
Buch: Kinder und Jug

Annotation: In kalter Winternacht stapft Wolf durch den Schnee. Er hat Hunger auf Schaf. Eins von der ganz naiven Sorte findet er im Stall und kann es zu einer Schlittenfahrt überreden. Was er will, ist klar: Schaf fressen. Doch weil Schaf ein echtes Schaf ist, wird der Ausflug zu einer wundervollen Reise - und "Ein Schaf fürs Leben" zu liebevoller Freundschaftserklärung und tiefsinnigem Lesevergnügen: großartiges Debüt der Niederländerin Maritgen Matter, genau so ins Deutsche übertragen von Sylke Hachmeister, mit aufwändigen Farbbildern in Collagetechnik von Anke Faust. Rezension: In bitterkalter Nacht stapft Wolf durch den Schnee. Er hat einen Bärenhunger. Zum Beispiel Hunger auf Schaf. Im Stall findet er ein Exemplar, wie es schafsmäßiger gar nicht mehr geht. Her mit dem Leckerbissen! Doch Wolf hat Stil, zieht die Mütze, fragt formvollendet nach Speisung. Hä?, macht Schaf. Hunger!, knurrt Wolf. Das ist der Beginn einer Freundschaft, die so groß wird, wie sie unmöglich scheint, auch wenn die beiden das noch nicht wissen. Denn klar, dass Schaf für Wolf seine Vorräte plündert - nur leider ist nix nach dessen Geschmack dabei. Und klar, dass Schaf Wolfs Einladung zu einer Schlittenfahrt folgt - ahnungslos, ohne jeden Arg, darum ohne Angst. Erfahrungen, sagt Wolf, darauf kommt es an. Das will er Schaf zeigen. Schaf hält Erfahrungen für einen Ort, eine Art Schlaraffen-Land-der-Träume, in dem alles aus Gold ist, der Park aus Klee, und in den Brunnen Limonade sprudelt. Dumm wie ein Schaf eben? Falsch gedacht. Schaf versteht einfach immer nur die Hälfte. Die bessere. Erst dadurch wird das Unmögliche möglich. Und so erleben Wolf und Schaf eine traumschöne Winterreise, horrido, Hügel rauf, Hügel runter, die Sterne über sich, den unberührten Schnee vor sich und ganz nah beieinander auf diesem Schlitten. Weil Schaf in Wolf den Dichter erkennt, wird er genau dazu: ein echter Poet. Dass manche Reime fatal wahr sind, hört Schaf nicht. Dass es an Wolfs Seite in ständiger Lebensgefahr schwebt, sieht Schaf nicht. Weil Schaf ist, wie es ist, macht es Wolf einen Strich durch die Rechnung - wer könnte bei so viel Unschuld und Vertrauen schon Böses im Schilde führen - und damit Wolf zu dem, der er auch sein kann: Schafs Beschützer. Der Freund, den es sich immer gewünscht hat. Und als Wolf beinahe ertrinkt und nur einer ihm helfen kann, wächst Schaf genauso über sich hinaus, wird zum tapferen Helden, der Wolf aus dem Eisloch zieht, ihn auf den Schlitten hievt und durch unheimliche Finsternis zu einem Haus schleppt - Wolfs Haus, doch das, klar, entgeht Schaf zunächst. Da reibt Schaf Wolf mit seinem Schal trocken, packt ihn ins Bett, legt sich dazu. Und wärmt ihn ins Leben zurück. Schaf stillt Wolfs Hunger - aber einen anderen, als der gedacht hat. Am Ende sieht er klar. Am Ende ist sein größter Freundschaftsdienst wie ein Liebesbeweis. Wolf schickt Schaf weg. Auch er wird zum Lebensretter: Was hast du denn?, fragt Schaf. Ist es ansteckend? Es ist tödlich, antwortet Wolf. Das versteht Schaf. Und kann darum zum Abschied den Satz der Sätze sagen: "Ich habe ihn nach Hause gebracht und er weiß es noch gar nicht." Schöner und überzeugender, schlichter und anrührender lässt Freundschaft sich kaum auf den Punkt bringen. Im Debüt der Niederländerin Maritgen Matter, in dem kein Wort zu viel ist und keins zu wenig, das keine Erklärung braucht, weil es ziemlich unerschöpflich Wesentliches selbst sagt. Mit allen überraschenden Wendungen, allem (hintergründigen) Witz und aller (Wolf-und-Schaf-)Poesie ins Deutsche übertragen von Sylke Hachmeister und in Collagetechnik mit vielen Farben aufgegriffen, bebildert und weitererzählt von Anke Faust. Wenn Tiefsinn auf leichten Pfoten daherkommt, urkomisch und übermütig, und Lebensweisheit nie explizit ausgesprochen werden muss oder demonstrativ gezeigt, aber zwischen den Zeilen zu erkunden ist. Immer nach dem Motto: auf, nach Erfahrungen. Denn Erfahrungen haben Wolf und Schaf gesucht. Und gefunden. Über Freundschaft und ihre Grenzen, nicht ihr Scheitern. Darüber, dass erst vermeintlich naive Blindheit, die nur dem Guten Augen macht, genau das auch freisetzt, bis aus eigentlich Todfeinden Freunde fürs Leben werden. Darüber, dass man manchmal wegschicken muss - oder verlassen - was man am meisten liebt. Darüber, wie ungeahnt weich ein Schafsohr ist. Und wie es ist, es festzuhalten und damit einzuschlafen. Nichts davon kann je wieder verloren gehen. Als Schaf von seinem Freund fort und zu sich zurückgeht, beginnt ein neuer Tag. Mit freundlicher Sonne und viel Licht. Und der Schnee ist ein Meer aus glitzernden Diamanten. *ag* Christine Knödler


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Personen: Matter, Maritgen Hachmeister, Sylke Faust, Anke

Standort: Hauptstelle

Schlagwörter: Freundschaft Humor

Interessenkreis: Kinder 6-8

Matter, Maritgen:
¬Ein¬ Schaf fürs Leben / Maritgen Matter. Bilder von Anke Faust. - Hamburg : Oetinger, 2003. - 60 S. : zahlr. Ill. - Aus dem Niederländ. von Sylke Hachmeister
ISBN 3-7891-4239-5 fest geb. : Eur 10,20

Zugangsnummer: 0000244001 - Barcode: 10002391
Erzählungen - Signatur: JE Mat - Buch: Kinder und Jug