Aus dem Leben eines Außenseiters. (DR) Die Geschichte beginnt und endet mit dem Tod des Hauptprotagonisten Antoine Orsini. Dieser ist seit seiner Geburt, bei der seine Mutter starb, geistig ein wenig zurückgeblieben und wird nicht nur von seinem Vater, sondern auch von der korsischen Dorfgemeinschaft "Spasti" genannt. Als eines Tages ein hübsches junges Mädchen tot im Wald aufgefunden wird, verdächtigt man ihn der Tat. Er sitzt 15 Jahre im Gefängnis und wird sich davon nicht mehr erholen. Julie Estève erzählt diesen gesellschaftskritischen Roman aus der Sicht Antoines und passt hierfür den Sprachgebrauch dem geistigen Niveau ihres Aktanten an. Der ist nicht nur das Opfer, das von seinem Vater und den Gleichaltrigen im Dorf misshandelt wird. Er ist auch ein Dieb und hasst die Franzosen, insbesondere die Hauptstädter, die er mit Anrufen tyrannisiert und denen er heimlich Benzin abzapft. Er opfert sich auf für die hübsche Florence, die er jede Nacht mit dem Moped in die Disco fährt. Er darf natürlich nicht hinein und so wartet er vor dem Eingang und bringt sie wieder nach Hause. Sein bester Freund ist "Magic". Einige Kapitel später stellt sich heraus, dass es sich dabei um ein Diktiergerät handelt. Im Knast schafft er es schließlich, seinen Fremdenhass zu überwinden. Estève gelingt es, mit ihrer behutsamen wie einfühlsamen Auswahl an Akkorden auf der emotionalen Klaviatur ein realistisches, stimmungsvolles Bild einer Gesellschaft zu zeichnen. Ein trauriger, bewegender Roman. Sehr zur Lektüre empfohlen!
Personen: Estève, Julie Kolb, Christian
Estève, Julie:
Ich, Antoine : Roman / Julie Estève. - München : dtv, 2021. - 157 S.
ISBN 978-3-423-28271-0 fest geb. : € 20,60
Romane, Erzählungen, Krimis, Spannung, Humor, preigekr. Ersterscheinungen, Biografien, historische Romane, Mystisches, Heimatromane - Signatur: DR Est - Buch:Dichtung