Beethoven Die Revolution der Musik
Zeitschrift

Trifft die Menschheit eines Tages auf eine außerirdische Zivilisation, klopft sie mit Beethoven an: »Da-da-da-daaaa«. Vier Töne als Visitenkarte, das Eingangsmotiv der Fünften Sinfonie, von der E.T.A. Hoffmann einst schwärmte, sie reiße unwiderstehlich fort in das »wundervolle Geisterreich des Unendlichen«.
Als hätte der Romantiker geahnt, dass zwei Jahrhunderte nach ihm die beiden Raumsonden Voyager 1 und 2 durch kosmische Gefilde gleiten. Im Gepäck: Beethovens Fünfte. Irdische Grenzen hat dieser bekannteste unter den Komponisten längst hinter sich gelassen: Seine Sinfonien sind die meistgespielten, sie erklingen in jedem Erdteil, seine Denkmäler stehen überall. Aller Mode und Vergänglichkeit scheint er entrückt - eine stabile Kulturwährung, der Goldstandard der klassischen Musik. Schon Adorno fragte sich, was Beethovens Kompositionen »in der rätselhaftesten Weise vorm Veralten behütet«. Was erhebt sie über die Zeit, was ist ihr Geheimnis? Vielleicht dies: Beethoven schreibt Gefühlsgewitter, komponiert bis auf den Grund menschlicher Empfindungstiefe. Seine Musik greift uns ins Gemüt, sie ist ungestümer, leidenschaftlicher, eruptiver als die seiner Vorgänger. Weil er selbst so gefühlsbeladen war? Ständig mit dem Leid des Lebens rang? Vieles vom Bild des einsamen Schicksalsüberwinders ist Legende, sogar über seine Taubheit wird gestritten, und dennoch: Seine Sinfonien sind wie Seelentagebücher.


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Serie / Reihe: ZEITGeschichte 02

Syk BEE

Beethoven : Die Revolution der Musik. - Hamburg : Die Zeit, 2020. - S. 114. - (ZEITGeschichte; 02)
EUR 7,50

Zugangsnummer: 0014205001 - Barcode: 01135817
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