Quelle: Alliteratus (http://www.alliteratus.com/) Autor: Julia Kohn; Die Mutter von Lucille und Wren ist nicht aus ihrem Urlaub zurückgekehrt. Sie sagt, sie brauche ein bisschen Auszeit von der Familie, aber Lucille meint, sie sei nur vor der Verantwortung geflohen. Das Problem daran: Auch Lucilles Vater ist nicht da, sondern in der Psychiatrie, weil er versucht hatte, die Mutter zu erwürgen. Und jetzt ist auch er vor der Verantwortung geflohen... Also sind Wren und Lucille ganz allein, mit den Rechnungen, mit der Schulpsychologin, mit zu wenig Geld, mit vielen Problemen. Lucille versucht, auf ihre kleine Schwester aufzupassen, sodass das Jugendamt nicht mitbekommt, dass kein Erwachsener im Haus ist. Dafür sucht sie sich einen Job, fälscht ein paar Unterschriften und bittet ihre beste Freundin um Hilfe. Insgesamt funktioniert es recht gut, Lucilles Mutter und Tante waren in der gleichen Situation. Aber Lucille hat natürlich auch alle normalen Probleme eines Teenagers. Beispielsweise ist sie in den Bruder ihrer Freundin verliebt, wohlwissend, dass der bereits vergeben ist. Glücklicherweise gibt es anscheinend einen guten Engel, der immer, wenn die Schwestern nicht da sind, etwas am Haus in Ordnung bringt und die Vorratsschränke auffüllt. Einmal fragt Lucille sogar ihren Vater, ob er wieder zurückkommen könnte. Denn lange hält sie es nicht mehr aus, niemandem etwas zu erzählen. Dann zerstreitet sie sich auch noch mit ihrer Freundin, aber ein tragischer Unfall ändert alles. Schließlich muss Lucille aber feststellen, dass vieles viel einfacher hätte sein können, hätte sie anderen vertrauen können. Lucille ist 17 Jahre alt, ihre Schwester 10. Die Geschichte wird von Lucille erzählt und fängt zügig an, lässt aber ab der Mitte etwas nach. Die Geheimnisse der Familie kommen erst Stück für Stück ans Licht, das hält die Geschichte ansonsten spannend. Lucilles beste Freundin heißt Eden und hat bis jetzt alles für sie getan. Aber sie kann nicht verstehen, warum Lucille glaubt, sie könnte mit ihrem Bruder Digby eine Zukunft haben. Dabei ist der Gedanke an Digby das Einzige, woran sich Lucille in dieser schwierigen Zeit festhalten kann. Aber sie entdeckt auch neue Seiten an sich, das Malen, das sie früher so geliebt hat, dass sie ganz gut aussehen kann, wenn sie will, dass sie stark ist und sich durchbeißen kann. Diese Entwicklungen sind gut beschrieben und man kann oft genau das fühlen, was Lucille auch fühlt. Der Unfall kommt überraschend, führt aber alles stringent zu einem Ende. Ebenfalls überraschend sind die Auflösungen der vielen kleinen Geheimnisse. Das Einzige was unbefriedigend bleibt, sind die Motivationen der Eltern, warum sie ihre Kinder im Stich lassen. Generell wird recht wenig von den Eltern erzählt, aber das liegt vermutlich an der Ich-Perspektive. Eine schöne Geschichte, lesenswert auch für Erwachsene, mit besonderer Atmosphäre.
Personen: Zeitz, Sophie Laure, Estelle
JE Lau
Laure, Estelle:
Gegen das Glück hat das Schicksal keine Chance / Estelle Laure. Aus dem Amerikan. von Sophie Zeitz. - Frankfurt a. M. : Fischer KJB, 2016. - 253 S.
ISBN 978-3-7373-5326-7 EUR 15.50
Erzählungen von 10 bis 13 Jahre - Buch