Aktuelle Zeitkritik und biografische Spurensuche einer großen österreichischen Schriftstellerin. (DT) "Winterreise. Ein Theaterstück" ist das neueste Werk der österreichischen Autorin und Nobelpreisträgerin Elfriede Jelinek und war eine Auftragsarbeit für die Münchner Kammerspiele. Der Münchner Intendant Johan Simons hat das etwa 120 Seiten fassende Prosawerk, das weder eine klassische Rollenaufteilung noch eine genreübliche Szenenabfolge bietet, in ein für sieben Schauspieler arrangiertes Bühnenstück umgearbeitet, das im Februar diesen Jahres seine Uraufführung erlebte. Jelinek folgt in ihrem neuen Buch den Spuren des Wanderers im gleichnamigen Liederzyklus von Franz Schubert. Ausgehend von den chaotischen zeitaktuellen Zuständen (Bankenskandal rund um die Hypo Alpe Adria, der Fall des Entführungsopfers Kampusch), die in gewohnter Art und Weise heftig kritisiert werden, begibt sich die Autorin erneut auch auf eine persönliche Spurensuche. So wird einmal mehr die komplizierte Beziehung zur dominanten Mutter aufgearbeitet oder die Einweisung des Vaters in die Psychiatrie thematisiert. Grundmotive wie Sehnsucht, Einsamkeit, die Diskrepanz zwischen den Wünschen des Einzelnen und seiner Rolle in der bürgerlichen Gesellschaft werden mit aktuellen Bezügen verwoben und lassen ein weiteres überaus lesenswertes Werk der österreichischen Schriftstellerin entstehen. *bn* Barbara Tumfart
Personen: Jelinek, Elfriede
DR.G Jel
Jelinek, Elfriede:
Winterreise : ein Theaterstück / Elfriede Jelinek. - Reinbek : Rowohlt, 2011. - 126 S.
ISBN 978-3-498-03236-4
Gesellschaftsroman/ Liebesroman - Buch