Vielschichtige Reportage rund um das "Stigma Armut". (GS) Kathrin Hartmanns Vorgängerbuch "Das Ende der Märchenstunde" nahm den LeserInnen jede Illusion rund um "bio" und den Wunsch, sich die Welt mal schnell eben schön zu kaufen. Jetzt räumt die Journalistin mit den Dekorationen rund um das "Stigma Armut" auf, darunter auch die so genannten Tafeln, die von Supermärkten weggeworfene Ware sammeln und an Bedürftige verteilen. Die Ware ist in Ordnung, der täglich produzierte Überschuss wohl eher nicht. Hartmann analysiert parallele Konsumwelten, die Angst der Mittelschicht vor dem eigenen Abstieg und widerspricht den talk-show-gängigen Vorurteilen gegenüber Harz-IV-Empfängern. Die Stammtischparolen der mittelschichtigen LehrerInnen, Kreativen und Abgesicherten über Kevin & Co lassen aufhorchen: In wohl gesetzten Worten wird hier in Haupt- und Nebensatz Armut als selbstverschuldet dargestellt und dem ökonomischen Rassismus das schöne Wort geredet. "Armut ist heute kein bedauernswerter Zustand der Bedürftigkeit mehr", stellt die profilierte Journalistin in ihren Analysen, nach ihren Recherchen fest. So bekommt einerseits die Öko-Elite die Solarzelle am Eigenheim finanziert, während Harz-IV-EmpfängerInnen an Energie-Armut, also an Kälte, leiden müssen. Österreich ist übrigens hier weder besser, noch solidarischer! Ein Buch für alle Bibliotheken, ein Buch zum Weiterreden, eine Autorin zum Einladen. *bn* Christina Repolust
Personen: Hartmann, Kathrin
GS Har
Hartmann, Kathrin:
Wir müssen leider draußen bleiben : die neue Armut in der Konsumgesellschaft / Kathrin Hartmann. - München : Blessing, 2012. - 415 S.
ISBN 978-3-89667-457-9
Soziol.(Gesch.,Kritik), Recht, Staat - Buch