Aus der Amazon.de-RedaktionWas für eine Eröffnungsszene! Abby Campano kommt nach Hause, wundert sich
über die offene Haustür, ärgert sich, dass ihre 17-jährige Tochter Emma offenbar mal wieder die Sch
ule schwänzt und wird von Entsetzen gepackt, als sie Glasscherben und Blutspuren sieht. Abby stürzt
nach oben ins Zimmer ihrer Tochter, dort sieht sie das Mädchen liegen, verstümmelt, geschändet und o
ffenbar tot, und über Emma steht ein Mann mit einem Messer in der Hand. Abbys Grausen verleiht ihr u
ngeahnte Kräfte, sie stürzt sich auf den Mann, überwältigt ihn, erwürgt ihn mit ihren bloßen Händen.
Als Special Agent Will Trent am Tatort erscheint, glaubt er zunächst nicht, viel Arbeit mit diesem
Fall zu haben: Schließlich liegt der Mörder des Mädchens tot im Flur. Doch es dauert nicht lange, b
is klar wird: Das tote Mädchen ist nicht Emma, sondern eine Schulfreundin. Und der junge Mann, den A
bby für den Mörder ihrer Tochter gehalten hat, war nicht der Täter, sondern ihr Freund, der helfen w
ollte. Während Abby mit ihrer Schuld kämpft sie hat einen unschuldigen Jungen getötet! , beginnen Wi
ll Trent und die ihm für diesen Fall als Partnerin zugeteilte Faith Mitchell fieberhaft mit der Such
e nach Emma. Ist sie ebenfalls tot? Ist sie entführt worden?
Will Trents zweiter Fall hat es wirkli
ch in sich, und das Buch fesselt von der ersten bis zur letzten Seite. Überstrapaziert hat Karin Sla
ughter lediglich die persönlichen Eigenarten und Verstrickungen der beiden Polizisten: In der gegenw
ärtigen Thrillerliteratur ist es ja Mode, die ermittelnden Helden mit irgendwelchen Macken zu verseh
en, um sie interessanter zu machen. Das ist ja auch gut und schön, aber hier sind es doch ein bissch
en zu viele Problemrucksäcke, die Will und Faith mit sich herumschleppen: Will knabbert nicht nur an
seiner Vergangenheit als in Heimen aufgewachsener Waise, sondern leidet auch noch unter Legasthenie
bzw. Dyslexie er kann kaum lesen und ist etwa auch nicht imstande, im Kopf auszurechnen, wie viel Z
eit zwischen zehn Uhr dreißig und elf Uhr fünfzehn vergangen ist. (Über die Wahrscheinlichkeit, dass
jemand mit einer solchen Schwäche hochrangiger Ermittler bei einer Polizeibehörde wird, wollen wir
jetzt mal hinwegsehen.) Faith hingegen ist dreiunddreißig und hat einen achtzehnjährigen Sohn sie is
t mit vierzehn schwanger geworden und hat eine dementsprechend verkorkste Vergangenheit hinter sich.
Und als wäre das noch nicht genug an Baustellen", die mit dem Fall gar nichts zu tun haben, hat Wil
l auch noch kurz vor dieser Ermittlung dafür gesorgt, dass Faiths Mutter, die ebenfalls Polizistin w
ar, aus dem Dienst entlassen und in den vorzeitigen Ruhestand geschickt wurde, weil er ihr Bestechli
chkeit nachgewiesen hat sodass Faith ihrem neuen Partner zunächst mit tiefem Hass begegnet.
Natürli
ch ist es interessant zu lesen, wie diese beiden ungleichen Ermittler zueinander finden und echte Pa
rtner werden, man schließt die beiden schnell ins Herz und hofft auf eine Fortsetzung. Dennoch hätte
hier etwas weniger Problembeladenheit gut getan der eigentliche Fall ist wahrlich spannend genug, d
a hätten es etwas normalere" Polizisten auch getan. -- Christoph Nettersheim0
Personen: Slaughter, Karin Berr, Klaus (Übersetzer¬)
SL
Slaughter, Karin:
Entsetzen. - 1. - München : Blanvalet, 2010. - 512 S.
ISBN 9783764503444
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