Im Baseball ist Victor unschlagbar. Als Pitcher kann ihm, wenn es ums Werfen geht, keiner so schnell das Wasser reichen. Sein Talent kommt ihm auch bei seinem neuen Sommerjob zugute. Einen Monat lang übernimmt der Elfjährige das Zeitungsaustragen für seinen besten Freund. Gekonnt pfeffert Victor jede Zeitung dorthin, wo sie landen soll. Ob Vorgarten oder Veranda, zielsicher landen die Zeitungen bei ihren Lesern. Ein Tag bereitet Victor aber jede Woche Kopfzerbrechen: Es ist der Freitag, an dem er das Geld der Abonnenten eintreiben muss. Da ist es nämlich mit einem schwungvollen Wurf nicht getan, denn wenn die Anwohner das Geld nicht in einem Umschlag bereitgelegt haben, muss Victor an der Haustür klingeln und nach der Summe verlangen. An sich schon ein unangenehmer Job für ein elfjähriges Kind, aber Victor muss noch eine zusätzliche Hürde überwinden: Er stottert. Teilweise fällt das Sprechen ihm sogar so schwer, dass er nicht ein verständliches Wort herausbringen kann. Kein Wunder also, dass Victor immer nervöser wird, wenn sich das Wochenende nähert. Doch auf seinen Arbeitsgängen durch das Viertel macht er so manche Bekanntschaft, die ihm in Erinnerung bleiben wird. Da ist die hübsche Mrs. Worthington, die nicht nur ständig angetrunken ist, sondern Victor auch mit ihrem neckischen Geplänkel überfordert. Außerdem wundert er sich über den Jungen in einem anderen Haus, der stets vor einem Fernseher sitzt, bei dem der Ton abgestellt ist. Auch den obdachlosen Müllsammler Ara T. lernt Victor kennen und weiß nicht, was er von dem merkwürdigen Mann halten soll. Über seine Sorgen spricht der Junge mit Mr. Spiro, ebenfalls einem sonderbaren Kunden, der ihm aber mit seinen unkonventionellen Unterhaltungen immer wieder aufmuntert und ihm die Angst vor den Worten zu nehmen versucht. Natürlich ist da auch noch die unerschütterliche Haushälterin Mam, die Victor noch mehr als seine Eltern eine Stütze ist. Der Journalist Vince Vawter hat in diesem einfühlsamen Roman viele Elemente seiner eigenen Biographie eingearbeitet. Wörter auf Papier gibt einen authentischen Einblick in das Aufwachsen eines Jungen im Amerika der 50er Jahre, schildert aber auch die Ängste und Sorgen heranwachsender junger Menschen. Mit Victor erleben wir nicht nur die Erfahrungen eines stotternden Kindes, sondern betrachten die Sprache, die für die meisten ganz selbstverständlich benutzt wird, aus einem völlig neuen Blickwinkel. Der Autor führt uns dabei ganz dicht an die Dinge heran, zeigt uns Victors Gedanken, seine Sprache und die Wörter, die ihn beschäftigen, als Nahaufnahme und bereitet uns damit anspruchsvolles Lesevergnügen, das auch ernstere Töne anschlägt. Ab 12 Jahren
Personen: Vawter, Vince Herzke, Ingo
Vawter, Vince:
Wörter auf Papier / Vince Vawter. Aus dem Engl. von Ingo Herzke. - Hamburg : Carlsen, 2014. - 285 S. Paperboy
ISBN 978-3-551-56001-8 fest geb. : ca. Eur 17,40 Zugangsnummer: 0009001001 - Barcode: 2000090494
Erzählungen und Romane - Signatur: JE Vawt - Kinder- und Jugendbelletristik