Ein sehr heiterer Roman über die seltsamen Wege, die Kulturpolitik oft einschlägt. (DR) Im April 2019 macht sich die Münchner Stadträtin Antonia Silberstein eines Abends auf den Weg zu einer Ortsbesichtigung der besonderen Art. In ihrer Begleitung sind die Schriftstellerin Ortrud Vandervelt und die Bibliothekarin Therese Flößer. Das Ziel des launigen Spaziergangs der drei Frauen ist die hinter einer Mauer versteckt liegende, einstige Villa eines großen Vergessenen. Antonia Silberstein hat verwegene Pläne für diese Villa, aber sie braucht den guten Rat eines Experten. Schon auf dem Spaziergang sind sich die Frauen, die sich zwischen Autos, Passanten und Verkehrsinseln ihren Weg zu einem Ort der Kultur und des Geistes bahnen, uneins über Rang, Werk und Vermächtnis des Mannes, dessen einstige Behausung sie in ein spektakuläres Kulturzentrum verwandeln könnten. Paul Heyse, der erste echte deutsche Literaturnobelpreisträger (1830-1914), war hochgeehrt, vom Denken und Tun her liberal, er war ein schöner Mann mit einer liebenswerten Ausstrahlung. Der Autor von Romanen, Theaterstücken und nicht zuletzt 180 Novellen ist jedoch so vergessen, dass in München in erster Linie eine Unterführung an ihn erinnert. Hat er das verdient? Hans Pleschinski wirft mit diesem hervorragenden Buch die Frage auf, warum wir in der Literatur im Streben nach immer Neuem und Sensationellem so schnell großartige Werke und deren Autoren vergessen. Ein absolut empfehlenswertes Buch!
Personen: Pleschinski, Hans
Pleschinski, Hans:
Am Götterbaum : Roman / Hans Pleschinski. - München : C.H. Beck, 2021. - 275 S.
ISBN 978-3-406-76631-2 fest geb. : ca. € 23,70
Schöne Literatur - Signatur: SL Ples - Buch