Wie schon "Die Mondspielerin" (ID-G 11/10) eine schöne Romanidee der produktiven Autorin, doch lähmend überladen und aufgebläht mit populärpsychologischer und literarischer Wissenshuberei, wortakrobatischen Beschreibungen, bedeutungsschwangeren Details. Was gewichtig angelegt ist, rutscht ins Übergewichtige, was kunstvoll sein soll, wirkt künstlich. Wenn "teeglaswarme Luft" auf "verwundete Zeit" trifft, SIE "eine Knospe, eingepresst in einen verhornten Kokon" ist, ihr "die Lügenknetmaschine im Gehirn" fehlt, ER "randvoll mit gleißender, brüllender Wut" ist, sein "Hund breitbeinig bellt". Auf einem Bücherschiff führt Monsieur Perdu seine "literarische Apotheke", "durchhörschaut" und therapiert seine Kunden. Selbst jedoch fühlt er sich "bewohnt von steinernen Tränen", denn vor 21 Jahren verließ ihn Manon, in ihm sitzt "ein Pfropf aus Zeit, Gewohnheit und verharzter Angst". Die kann sich erst lösen, als er zur Reise zu sich selbst und den Erinnerungen aufbricht, stilvoll Zuflucht findet im Literaten-Exilort Sanary-sur-Mer, wieder lieben lernt: "Die Freude tanzte in seinem Solarplexus". Weniger beim Lesen.
Personen: George, Nina
Standort: SL
GEOR
George, Nina:
¬Das¬ Lavendelzimmer / Nina George. - München : Knaur, 2013. - 381 S. ; 20 cm
ISBN 978-3-426-65268-8
Romane