Zwei Bände – „G“ (Gruseln) und „K“ (Körper) – der neue Sachbuchserie von Beltz und Gelberg liegen mir vor, also sehr unterschiedliche Themen, die unterschiedliche LeserInnen ansprechen werden. Mindestens zwei Fliegen hier mit einer Klappe geschlagen werden: Einerseits sollen sie Interesse an unterschiedlichen Themen wecken und Kreativität und Entdeckerfreude stimulieren. Andererseits sind sie in einem relativ kleinen Grundwortschatz verfasst und enthalten kurze, leicht lesbare Texte. Das Erfolgserlebnis, ein ganzes Buch gelesen zu haben, stellt sich schnell ein. Das Gruselbuch bietet eine Menge an Bastelarbeiten, wie sie heutzutage für Halloween populär sind: Gruselmasken, glibberige Süßigkeiten (die Götterspeise-Würmer sind sehr hübsch), dazu ein paar Hintergründe zum Thema Gruseln. Interessanter ist das Buch zum Thema Körper – und ein bisschen frankensteinisch. Denn hier werden Organe nachgebaut und Organfunktionen simuliert. Der menschliche Körper wird zum Physik- und Chemieversuch. Details sollen hier nicht verraten werden, doch alle Bauteile, die man benötigt, sind in einem normalen Haushalt vorhanden, und es wird kein Bröckchen Sondermüll erzeugt! Das Fazit der Prüfung durch in Praxis, Forschung und Lehre erfahrene Kinderärzte lautet: Teils sind die Bastelarbeiten sehr gelungen, zum Beispiel Herz und Lunge. Teils sind die Vereinfachungen aber doch zu heftig ausgefallen, und es ist problematisch, einmal erzeugte falsche Vorstellungen wieder aus dem Gedächtnis zu löschen. Die menschliche Blase ist vom Muskelaufbau sehr viel komplizierter als ein Luftballon. Der Dickdarm in der Darstellung aus Knete liegt falsch herum: Hier müsste der Blinddarm, der überhaupt fehlt, an der linken Körperseite liegen. Insgesamt ist das Kapitel über den Darm nicht ganz so geglückt. Wenn man das Darmexperiment auf die Realität überträgt, würde eine ganze Menge Siff in der Bauchhöhle landen. Außerdem: Mit Essen spielt man nicht! Genug gemeckert! Die Ideen sind frisch und neu und kommen einer wichtigen Zielgruppe entgegen. Die Bücher eignen sich übrigens noch für eine Zweitverwendung: Wer Studentengruppen hat, die in einfacher Sprache schreiben lernen sollen, findet hier eine Vielzahl von guten, klaren und lebendigen Formulierungen.
Personen: Leitzgen, Anke M. Grotrian, Gesine Stockhausen, Petra Wallis, Beatrice
Körper : [mit App: Wörterfresser, Lesen und Rechtschreiben von A-Z] / [Idee, Konzept und Text: Anke M. Leitzgen. Gestaltung: Gesine Grotrian. Fotogr.: Petra Stockhausen und Anke M. Leitzgen. Red.: Beatrice Wallis]. - Weinheim : Beltz und Gelberg, 2014. - 56 S. : zahlr. Ill. (farb.)
ISBN 978-3-407-75379-3 kart. : ca. Eur 8,20
Anthropologie (Menschenkunde) - Signatur: JNLr - Buch