Neues von der Grusel-Serie Gespensterpark. (ab 8) Ignoranz, nichts als schäbige Ignoranz! Eigentlich kennt sie jeder, die Nachtmahre, Quäl- und Plagegeister, Sorgenmäuler und Giftspritzer! Doch an Gespenster glauben will im Zeitalter der Ratio und Technik angeblich niemand mehr. Folglich sind die mythischen Kreaturen vom Aussterben bedroht. Um ihnen Schutz zu gewähren, so heißt es im ersten Band der Grusel-Serie, erstreckt sich in einer fantastischen Dimension jenseits eines Schlossgartens ein Reservat für Gespenster, der Gespensterpark. Im Namen der Artenvielfalt gilt es in dieser unentbehrlichen Institution nicht nur die Hudelbrüder zu erhalten, die mit Virtuosität Kinderzimmer durcheinander bringen und - Eltern werden mir beipflichten - kaum vom Aussterben bedroht scheinen, sondern auch so putzige Wesen wie den Steinerweicher Schuschu, dessen Tränen nicht nur Steine, sondern auch die Leserherzen erweichen! Fabelhaft, mit Witz, Zartgefühl und Fantasie haucht Marliese Arold unser aller Gespenstern Leben in kunterbunter Gestalt ein und verwebt dabei traditionelle Fantastikmotive mit originalen Schöpfungen. Die Spannung speist sich aus der etwa bei einer Verschwörung (Band 3) akut werdenden Gefahr, die Geister könnten das Banngebiet ihres Parks verlassen und in der Menschenwelt Unheil anrichten - was es durch den Totaleinsatz der beiden Helden Max und Sophie zu verhindern gilt. Wenn die Existenz der Gespenster jedoch an den Glauben der Menschen gebunden ist, dürfte die Vermischung der Wirkungskreise eigentlich nicht der Rede wert sein. Doch nur Kleingeister jucken erzähllogische Ungereimtheiten wie diese, zumal bei einem Genre, das sich per se gegen die schnöde Verstandesherrschaft richtet! Den Widerspruch zwischen den Welten müssen auch die "Kindlinge" balancieren, die im Unterschied zu vielen Abenteuerhelden stets in ihren realistischen Alltag zwischen Familie und Schule eingebunden bleiben. Die Geheimhaltung der Gespensterwelt gegenüber Dritten verleiht Max und Sophie dabei trotz der praktischen Schwierigkeiten, die sich daraus für sie ergeben, ein Gefühl der Exklusivität. Unter der Obhut des Gärtners Hartriegel packen sie als "furchtlose" und "verschwiegene" Gespensterpfleger verantwortungsvoll im Gespensterzoo mit an. Mit ihren elf, zwölf Jahren sind die Freunde so smart wie Kinderbuchhelden der Spannungsgenres sein müssen, dürfen auf dem gefahrvollen Weg zum Ziel aber durchaus vor Angst schlottern oder weinen - was nicht zuletzt den Abstand zu ihren acht- oder neunjährigen Lesern verringert. Routiniert bedient die Autorin, auktorial und aus wechselnden personalen Perspektiven erzählend, die Klaviatur der kurzen und langen Spannungsbögen: Trotz des vorherrschenden Tempos bleibt Raum, die liebevoll ausstaffierte Gespensterwelt (lesend) mit allen Sinnen zu bestaunen oder sich durch Wiedererkennungswerte in Max' Familienleben auszuruhen. Natürlich siegt auch im jüngsten Band, in dem der verschlagene Zwerg Zwurg und der Steinerweicher Schuschu skrupellos entführt werden, um als ausgestopfte Sensation eine Fernsehshow zu bestücken, am Ende die gute Magie. Gute Unterhaltung siegt bei dieser Serie durchgängig. *ag* Esther Kochte
Serie / Reihe: Gespensterpark
Personen: Arold, Marliese
Arold, Marliese:
Die Entführung der Geister. - Hamburg : Oetinger, 2004. - 187 S. : Ill. - (Gespensterpark)
ISBN 978-3-7891-3033-5 fest geb. : Eur 8,80
Erzählungen 9-12 Jahre - Signatur: Ju 2 Aro - Buch