Krimikomödie mit großem Personal, parodistischen Zügen und metafiktionalen Elementen. (DR) Ein Ex-Sozialarbeiter auf Abwegen ist dem Chef eines Berliner Araber-Clans was schuldig und daher gezwungen, nach Sylt zu reisen. Dort soll er dafür sorgen, dass ein naturgeschütztes Heidegrundstück zur gewinnbringenden Bebauung umgewidmet wird. Dafür erhält ein Liegenschaftsbeamter Zugang zum illegalen Hinterzimmer einer Bar, das nur vordergründig als Garderobe für die Bauchtänzerinnen dient. Bandenkriminalität, Naturschutz und politische Intrigen sind die thematischen Felder, an denen sich gut zwei Handvoll Figuren abarbeiten: zu den Genannten kommen ein halbseidener Bauunternehmer und Bürgermeisterkandidat samt Frau, Geliebter, Tochter und politischer Gegenspielerin, ein erfolgreicher Jungschauspieler im karrieremäßigen Zwischentief, italienische Mafiosi, die für die ersten Leichen sorgen, diverse Gangster und Polizisten sowie nebendarstellende InselbewohnerInnen. Die ganze Chose wird als überdrehte Komödie inszeniert, also nicht ganz "Großes Kino", denn dafür mangelt es den Figuren an Tiefe und Tragik. Dazu kommt eine durchgehende metafiktionale Ebene, auf der der Geschichte um den Ex-Sozialarbeiter die Struktur der Heldenreise gegeben sowie das Erzählen selbst kommentiert wird. Und wenn es auch großartige kleine Szenen gibt - etwa die fulminante Eröffnung -, haarsträubende Ereignisfolgen und unterhaltsame Einschübe, so sind "der Drive, die Verve und der Esprit", die der Roman sich selbst attestiert, nicht über die ganze Strecke spürbar.
Serie / Reihe: Krimi
Personen: Reh, Sascha
Reh, Sascha:
Großes Kino : Roman. - Frankfurt a. M. : Schöffling & Co., 2020. - 316 S. - (Krimi)
ISBN 978-3-89561-089-9 kart. : EUR 18,50
Romane, Erzählungen, Dramen, Lyrik, Sammlungen - Signatur: SL Reh - Buch