Wer kennt sie nicht, die ungeheure Sehnsucht nach der Ferne? Beschworen von Reiseprospekten, wohlbekannt aus langweiligen Schulstunden, wenn man am liebsten das Weite suchen würde? Mit der neuen Biographie zu Alexander von Humboldt im Gerstenberg Verlag wird das Träumen leicht gemacht. Der samtige Bildband hat genau das richtige Format um bedeutend, aber nicht unbequem in der Hand zu liegen. Freundlich und verschmitzt prangt das Porträt des Helden zwischen klassischem Dunkelgrün und exotisch bunten Schmetterlingen, jedes Umblättern ist ein Genuss. Das Papier fühlt sich glatt und schwer an, die Seitengestaltung erlaubt, in den starkfarbigen und vielfältigen Illustrationen zu schwelgen. Da breiten sie sich aus: die preußischen Gärten, die tobenden Meere, die geheimnisvollen Urwälder, die rätselhaft stillen Flüsse. Da erheben sich schroffe Gebirge, da rauchen Vulkane, Leoparden knurren, Äffchen toben, Kolibris zwitschern und Menschen treiben Handel. Aztekische Masken grinsen dazu. Das bunte Leben kennt keine Grenzen. Eingestreut auf prachtvolle Bildpartien liest man wörtliche Zitate des Entdeckers, etwa: „In der Einsamkeit der Meere grüßt man einen Stern wie einen Freund“ oder „Nicht ohne Rührung entdecken wir zum ersten Mal nach langem Harren die Gewässer des Orinoco“. Hier spricht das 18.Jh. direkt zu uns. Ein bisschen werden wir zu Reisegefährten. Ach ja, und wer trotzdem gerne lange Texte liest, kann sich den Erzählungen und Beschreibungen von Mehnert widmen. Ganz genau verfolgt der die Expeditionen Humboldts nach Südamerika. Ordnet ein, lobt, fühlt mit und gibt zu bedenken. Vermittelt Wissen, Bildung. Wem das zu mühsam ist, der freut sich über den großartigen bibliographischen Anhang. Hier gibt es nicht nur Hinweise auf noch mehr Bücher, sondern auch Weblinks, die es einfach machen, den mutigen und feinsinnigen Entdecker kennenzulernen. Klassisch und zeitgemäß – fast ein Instagram-Profil von „explorer_alex“!

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Personen: Mehnert, Volker