Zugegeben - ich musste mich ganz schön durchkämpfen durch diesen dicken Wälzer, aber es hat sich gelohnt. Fast ein ganzes Menschenleben und noch viel mehr packt Ian McEwan auf mehr als 700 Seiten.
Hauptperson ist Roland Baines, der nach einer wohlbehüteten Kindheit in Tripolis im Alter von elf Jahren auf ein Internat im 3000 km entfernten England geschickt wird. Der schüchterne, ängstliche, aber sehr begabte Junge hat anfangs Schwierigkeiten, sich zurecht zu finden. Schon bald bekommt er Klavierunterricht, doch seine Lehrerin Miriam Cornell wird übergriffig. Diese Begegnung wirft Roland letztendlich so aus der Bahn, dass er die Schule vorzeitig abbricht.
Später, als Erwachsener, lässt er sich durchs Leben treiben, lebt von der Hand in den Mund. Als er mit Ende dreißig Vater wird, verlässt seine Frau Alissa ihn und das Baby kurze Zeit später. Roland muss nun Verantwortung übernehmen. Er baut eine sehr liebevolle Beziehung zu seinem Sohn auf, übt mehrere Jobs gleichzeitig aus, um finanziell über die Runden zu kommen, schafft es aber nicht, dauerhaft mit einer Frau zusammen zu bleiben.
Erst im Alter beginnt Roland, sich mit seiner Vergangenheit auseinanderzusetzen. Letztendlich bringt er, mit vielen Aufs und Abs, sein Leben in Ordnung und blickt als alter Mann auf eine bewegte Vergangenheit zurück.
Diese Lebensgeschichte ist eingebettet in die großen Themen der letzten 80 Jahre: Vom Widerstand in der NS-Zeit über die Suezkrise, die deutsche Teilung, den Mauerfall bis hin zur Pandemie wird alles abgehandelt. Es ist dies auch ein Lehrstück darüber, wie das Schicksal eines einzelnen Menschen sowohl durch globale Ereignisse als auch durch einzelne Mitmenschen nachhaltig beeinflusst werden kann.

Claudia Rosenberger für das Büchereiteam

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Personen: McEwan, Ian Robben, Bernhard

Interessenkreis: Gemeindebriefrezensionen