Eine Welt, die ein bisschen anders ist als die Wirklichkeit: Der Roman "Maschinen wie ich" spielt in den Achtzigerjahren in London. Margaret Thatcher ist Premierministerin, und Großbritannien zieht gerade in den Falklandkrieg. Aber die Leserschaft bemerkt schon bald Details, die es damals nicht gab: dank der Forschung von Alan Turing (der in der realen Welt bereits 1954 verstorben ist) gibt es Computer, Smartphones und Internet, die Beatles haben sich wiedervereinigt, und die Mehrheit der Briten nutzt selbstfahrende Autos. Ian McEwan hat gewissermaßen einen Science-Fiction-Roman in die Vergangenheit verlegt.
Vor diesem Hintergrund entwickelt sich die Handlung des Romans: Charlie, Anfang 30 und beruflich bisher nicht sonderlich erfolgreich, hat etwas Geld geerbt und investiert dieses in einen gerade eben auf dem Markt erschienenen "Adam". Dies ist ein Android, sowohl Roboter als auch hochpotenter Computer, der einem echten Menschen täuschend ähnlich sieht. Charlie ist zwar seit jeher von Technik fasziniert, seine Hauptmotivation für den Kauf ist aber der Wunsch, seiner Nachbarin Miranda zu imponieren, die er erobern möchte. Und tatsächlich kommen sich Charlie und Miranda schon bald näher, doch es gibt ein unerwartetes Problem, denn auch Adam behauptet, sich in Miranda verliebt zu haben. Überhaupt scheint der Android unerwarteterweise Gefühle zu entwickeln, und auch sein stets an Vernunft und moralisch-rechtlichen Grundsätzen orientierter Verstand bringt Charlie und Miranda bisweilen zur Verzweiflung.
Ian McEwan verwebt auf raffinierte Weise eine spannende Handlung mit philosophisch-ethischen Fragestellungen, die sehr zum Nachdenken anregen. Brillant!
Claudia Rosenberger für das Büchereiteam
Personen: McEwan, Ian
McEwan, Ian:
Maschinen wie ich / Ian McEwan. - Zürich : Diogenes, 2019. - 404 S.
ISBN 978-3-257-07068-2
Romane, Erzählungen - Signatur: McEw - Buch