Feldman, Deborah
Unorthodox
Buch

Das Buch, das ich heute vorstellen möchte, ist eine autobiografische Erzählung der außergewöhnlichen Autorin Deborah Feldman. Sie wurde 1986 in New York geboren und wuchs in einer chassidischen Gemeinde in Brooklyn auf. Ihre Muttersprache ist Jiddisch. Sie studierte Literatur und lebt heute mit ihrem Sohn in Berlin.
Die Erzählung spielt im Brooklyner Stadtteil Williamsburg, wo die ultraorthodoxe jüdische Satmar-Gemeinde lebt. Diese Gemeinde wurde kurz nach dem 2. Weltkrieg von Flüchtlingen aus Osteuropa gegründet. Die Satmarer sehen den Holocaust als eine Strafe Gottes dafür, dass Juden sich in der Vergangenheit zu sehr an die Außenwelt angepasst haben. Um in Zukunft nicht wieder von Gott bestraft zu werden, führen die Satmarer Juden ein abgeschirmtes Leben nach strengen religiösen Vorschriften. Im Alltag wird Jiddisch gesprochen, wohingegen Englisch als unreine Sprache verpönt ist. Ehen werden arrangiert, Sexualität ist strengen Regeln unterworfen und dient nur der Fortpflanzung, Verhütung gibt es nicht.
In diesem Milieu wächst das Mädchen Devoiri auf. Da ihr Vater geistig behindert ist und ihre Mutter schon früh die Familie verlassen hat, lebt sie bei ihren Großeltern. Devoiri besucht eine jüdische Mädchenschule, die aber zu keinem offiziellen Highschool-Abschluss führt und auch schon früh beendet wird. Bildung für Mädchen wird ohnehin als sinnlos angesehen, und auch die Großeltern interessieren sich nicht für Devoiris Noten, sondern nur dafür, ob sie sich anständig benommen hat. Deborah Feldman beschreibt die Absurditäten eines Lebens, in dem von der Kleidung, der Auswahl der Lebensmittel bis hin zum Perücketragen der verheirateten Frauen alles streng reglementiert ist.
Zuhause gibt es kein Fernsehen, keine Bücher, keine Zeitungen. Aber Devoiri ist anders als die anderen ultra-orthodoxen Mädchen. Sie ist neugierig. Schon bald fährt sie heimlich mit dem Bus nach Manhattan in eine Bibliothek und leiht sich Bücher aus, die sie zu Hause unter ihrer Matratze versteckt. Getrieben von Gerechtigkeitsempfinden und Wissensdurst hinterfragt sie ihren Alltag. Ganz allmählich beginnt für sie ein Prozess der Abnabelung.
Die Autorin beschreibt diese Befreiung aus den Fesseln religiöser Extremisten lebensnah, ehrlich, klug und literarisch anspruchsvoll. Das Buch ist sehr spannend geschrieben und erlaubt einen authentischen Blick in eine uns weitestgehend unbekannte Welt.

Claudia Rosenberger für das Büchereiteam


Dieses Medium ist verfügbar. Es kann vorgemerkt oder direkt vor Ort ausgeliehen werden.

Personen: Feldman, Deborah

Interessenkreis: alte Schätzchen

Feldman, Deborah:
Unorthodox / Deborah Feldman. - Zürich : YSecession, 2016
ISBN 978-3-905951-79-0

Zugangsnummer: 2016/0271 - Barcode: 2-3111140-7-00011426-4
Biographie, Briefe, Tagebücher - Signatur: B Fel - Buch