"Alte Häuser, die hinter Rosenhecken dämmern, in der Obhut von Alarmanlagen. Manche sehen noch so aus wie auf den Ölgemälden einer Künstlerkolonie, die hier vor über hundert Jahren lebte. Immer noch dieselben Häuser und dieselbe Kopfsteinpflasterstraße, auch die Nordsee und der Himmel noch wie damals schon gemalt, nur die Menschen auf den Bildern sind verschwunden." Mit poetischer Sprache fängt Dörte Hansen die Atmosphäre des Lebens auf einer Nordseeinsel ein. Wie schon in ihren vorangegangenen Romanen "Altes Land" und "Mittagsstunde" beschreibt sie auch in ihrem neuesten Buch die Veränderungen der letzten Jahrzehnte in der norddeutschen Provinz.
Die Autorin erzählt aber auch sehr warmherzig von skurrilen Typen und einzigartigen Charakteren. Da sind auf der einen Seite die Einheimischen, ehemalige Seeleute oder letzte Fischer, die von ihren einstigen Berufen nicht mehr leben können und sich teils widerwillig umorientieren müssen. Auf der anderen Seite gibt es die Zugezogenen, die die Preise in die Höhe treiben, Erholung suchen und sich für Lifestyle und Kunst interessieren. Dazu kommen dann noch die Tagestouristen. Sie sorgen für Rummel, bringen aber auch Geld auf die Insel.
"Zur See" ist zudem auch eine Familiengeschichte. In deren Mittelpunkt steht Hanne Sander, die drei Kinder großgezogen hat. Ihr ältester Sohn Ryckmer, ein ehemaliger Hochseekapitän, wird geplagt von einer archaischen Angst vor Naturgewalten. Seine Schwester Eske, von Beruf Altenpflegerin, ist eher praktisch veranlagt. Sie hegt eine tiefe Abneigung gegen den Tourismus und den "Ausverkauf" der Insel. Und dann gibt es noch Henrik. Der Jüngste ist eine Art Lebenskünstler, der scheinbar glücklich in seiner eigenen Welt existiert.
Das Leben der Sanders verändert sich im Laufe eines Jahres grundlegend, anfangs kaum spürbar, dann jedoch mit voller Wucht.

Claudia Rosenberger für das Büchereiteam

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Personen: Hansen, Dörte

Interessenkreis: Gemeindebriefrezensionen