Hochriskante und mühevolle Flucht einer kleinen Gruppe von Kriegsgefangenen aus einem Lager im äußersten Osten Sibiriens. (DR) Drei qualvolle Jahre dauert die Flucht von sechs österreichischen Offizieren der besiegten k.u.k. Armee nach dem Ersten Weltkrieg, ausgehend von der Stadt Chabarowsk am Amur quer über den russischen Kontinent. Im März 1918 wagen sie nach gründlicher Planung gemeinsam den Ausbruch aus dem Lager: der Berufsoffizier Karl und sein Bruder Viktor, der Musiker Ludwig, der weichherzige Ungar Imre, der ausgezeichnet Russisch sprechende Josef und der pragmatisch handelnde Eduard. Etwa 10000 km Luftlinie trennen sie von ihrer Heimat. Die gefahrvolle Reise - illegaler Status als Geflohene, Hunger, Kälte, russischer Bürgerkrieg zwischen "Weißen" und "Roten" - führt sie über mehrere Stationen (Irkutsk, Krasnojarsk, ein mennonitisches Bauerndorf) endlich nach Petrograd, von wo aus sie (nun nur mehr zu viert) nach zwei weiteren qualvollen Jahren endlich in die Heimat entlassen werden. Zwei Umstände helfen der zentralen Figur Karl in all dem Leid: die unzerstörbare Liebe zu seiner Frau Fanny (ihre Briefe hat er alle als Trostbuch auswendig gelernt) und zum kleinen Sohn Max sowie seine künstlerische Begabung. Mehrmals kann er für sich und seine Gefährten Vorteile wie Brennholz, Essen, Kleidung herausschlagen, weil er Holzschnitzereien fabriziert sowie Kulissen für das Theater und Porträts für russische Funktionäre malen kann. Angelehnt an eine wahre Geschichte und unterfüttert mit genauen historischen Recherchen, hat die Autorin einen zu Herzen gehenden Liebesroman und ein letztlich ermutigendes Beispiel für menschliche Durchhaltekraft geschaffen.
Personen: Kramlovsky, Beatrix
Kramlovsky, Beatrix:
Fanny oder das weiße Land : Roman / Beatrix Kramlovsky. - München : hanserblau, 2020. - 300 S.
ISBN 978-3-446-26797-8 fest geb. : ca. € 23,70
Schöne Literatur - Signatur: Kraml - Buch