Zwei Jahre erzählte Zeit ist es her, seit der Waisenjunge Ben zum Drachenreiter des Silberdrachens Lung geworden ist. Über zwanzig Jahre ist es her, seit wir zum ersten Mal davon gelesen haben. Nun ist der dritte Band erschienen und Cornelia Funke hat das Netzwerk um Ben und seine Familie weitergeknüpft: Weltbürgerlich wie nie treffen wir die Wiesengrunds fernab von MÍMAMEIÐR, ihrer norwegischen Zufluchtsstätte für Fabelwesen, bei einem Besuch in Neuseeland, wo sie Gerüchte um eine Kreatur aus der Tiefsee vernehmen, die sie schließlich nach Kalifornien führen. Verschiedenste Destinationen also, dem entsprechen die unterschiedlichen Perspektiven: Die von Guinever, Bens Schwester, die sich auf Seewesen spezialisiert hat, die der fliegenden Ratte Lola oder der besten, weil tragischsten Figur: des Homunkulus Fliegenbein. Sie alle erwarten die gigantische Aurelia, die sich aus dem Meer erheben wird und Samen neuen Lebens bei sich trägt. Das apokalyptische Vorzeichen: Die Aurelia kommt nur in Zeiten, in denen das Leben auf diesem Planeten in Gefahr scheint, und ist bereit, es auch zu nehmen, wenn sie gestört wird. Dass ihre Ankunft komplikationsfrei verlaufen wird, bezweifelt vor allem Bens Vater Barnabas: Schließlich soll die Qualle ausgerechnet im dicht besiedelten Malibu auftauchen und ein alter Widersacher steht bereit, um die Samen für seine eigene Unsterblichkeit an sich zu reißen … Funkes umwelt- und klimapolitischer Subtext ist alles andere als subtil. Der Bösewicht als Allegorie für die Ausbeutung der Schöpfung; die Natur, die sich krisenhaft erhebt. Und doch bleibt der Roman seiner eigentlichen Prämisse treu: Detailreiche Fantastik zu präsentieren, deren Artenvielfalt ohne Glossar kaum zu überschauen wäre und für die sogar die Figuren selbst ein eigenes Netzwerk, den FREEFAB-Server bemühen. Als Abschiedsgeschenk an ihre kalifornische Heimat bevölkert die Autorin nahezu jeden Stein in Malibu mit besonderen Wesen, und wenn es keine fantastischen sind, dann lenkt sie den Blick auf die ebenso fabelhaften irdischen. Leider bleiben der Spannungsbogen, der charakterliche Tiefgang und das Beziehungsgeflecht dahinter zurück; vielleicht auch, weil sich Funkes Fokus entsprechend ihrer Drehbucherfahrung auf Bilder und Dialoge verschoben hat. Dennoch werden Aficionadas die fantastische Fülle genießen.
Altersempfehlung: ab 10 Jahren.
Serie / Reihe: Drachenreiter 3
Personen: Funke, Cornelia Schnettler, Tobias
Funke
Funke, Cornelia:
Drachenreiter (03) - Der Fluch der Aurelia / Cornelia Funke. Übers. aus dem Engl. von Tobias Schnettler. Mit Ill. von Cornelia Funke. - Orig.-Ausg. - Hamburg : Dressler, 2021. - 429 S. : zahlr. Ill. - (Drachenreiter; 3)
Einheitssacht.: Dragon Rider: The Aurelia Curse
ISBN 978-3-7513-0026-1 Festeinband : EUR 20,00
Zugangsnummer: 2023/0929 - Barcode: 2-1140173-3-00035012-9
Romane und Erzählungen für Jugendliche ab 12 Jahre - Buch