Der Roman spielt an einem See, irgendwo am Rand der ehemaligen Sowjetunion. Am See, der langsam austrocknet und der ziemlich verseucht ist, liegt ein Fischerdorf. Nami, die Hauptfigur, erinnert sich. Der Großvater war Fischer und ist im See umgekommen. Am Rande des Sees haben sich Fabriken zur Fischverarbeitung angesiedelt, auch die sowjetische Kriegsflotte, deren Schiffe vor sich hin rosten. Die Fabriken schließen, es kommen Kinder mit drei Armen auf die Welt, die Kinder haben Ekzeme. Nami erinnert sich an die Schulzeit, das karge Leben im Dorf. Und da ist eine große Lücke. Wer sind seine Eltern? Die Großmutter schweigt beharrlich. Einige lückenhafte Infos bekommt er in der Dorfkneipe. Seine Mutter muss sehr schön sein. Einige behaupten, sie sei ein Flittchen, das in der Stadt lebt. Eine Erinnerung hat der Junge an seine Mutter. Er erinnert sich an eine junge Frau und die drei roten Bikinidreiecke. Als die Großmutter stirbt, wird der Junge von der Familie des Kolchosvorsitzenden aufgenommen. Dieser ist ein Tyrann, der sich im Haus der Großeltern breitmacht. Der Junge beschließt, das Dorf zu verlassen. Er kommt in die Hauptstadt, dort findet er Arbeit in einer Schwefelfabrik, schläft in einem Wohnheim, das nicht geheizt wird und wo es kein warmes Wasser gibt. Dann wird er Laufbursche bei einem zwielichtigen jungen Unternehmer, einem Neureichen, der mit der Pistole herumläuft. Und immer ist er auf der Suche nach seiner Mutter. Die tschechische Autorin erzählt in einer sehr bildhaften Sprache von der unaufhörlichen Suche des Jungen nach seiner Mutter. Ein Adoleszenzroman, der den Leser in eine postapokalyptische Landschaft und in die postsowjetische Zeit versetzt.
Personen: Bellová, Bianca Kraetsch, Mirko (Übers.)
Bellová, Bianca:
Am See : Roman / Bianca Bellová. Aus dem Tschechischen von Mirko Kraetsch. - Zürich : Kein & Aber, 2018. - 240 S.
ISBN 978-3-0369-5778-4 kart. : €
Belletristik für Erwachsene - Signatur: DR BELL - Buch Dichtung