Thien, Madeleine
Sag nicht, wir hätten gar nichts Roman
Buch Dichtung

Familiensaga um drei Generationen aus zwei chinesischen Musikerfamilien. (DR) "In nur einem Jahr verließ uns mein Vater zweimal" - so beginnt die zehnjährige Marie die Geschichte ihrer Familie und die des Lehrers Sperling. Ihr Vater Kai ist nach Hongkong gereist und hat dort Selbstmord begangen. Es ist das Jahr 1989, die chinesische Familie lebt in Kanada, das Kind hat nur spärliche Sprachkenntnisse und weiß nur wenig über China. Erst als eine aus China geflohene Studentin, zärtlich "ältere Schwester" genannt, von Maries Mutter aufgenommen wird, beginnt sich durch deren Erzählungen der Nebel der Unwissenheit zu lichten. In poetischer Sprache, die behutsam immer wieder chinesische Schriftzeichen und deren Bedeutung hereinholt, erzählt Madeleine Thien von Musik, politischem Wahnsinn, Talent, Liebe und Verrat, von Schicksalen und Überzeugungen. Je tiefer man in die Geschichte eindringt, umso atemloser folgt man den Menschen, die nichts lieber wollen, als Bach, Prokofjew und anderen Komponisten in ihrem Spiel möglichst nahe zu kommen und nichts weniger als das dürfen. Angefangen von Mao Tse Tungs kommunistischer Revolution 1940, über die Kulturrevolution in den 1960er Jahren bis zur blutigen Niederschlagung von Studentenprotesten auf dem Tiananmenplatz 1989 erleben wir Szenen, in denen eine menschenverachtende Politik mit unbarmherziger Grausamkeit in das Leben der Menschen eingreift. Der Komponist und Lehrer Sperling wird als Arbeiter in einer Fabrik in der Provinz zum Schweigen gebracht und spielt nur mehr Schallplatten ab; der Pianist Kai macht zwar Karriere, hat sich selbst in seinen Überzeugungen aber so verbogen, dass ihm eines Tages nur der Freitod bleibt. Neben dieser Geschichte gibt es noch einen "Roman im Roman": "Das Buch der Aufzeichnungen", das ausschließlich durch Abschreiben vervielfältigt und dabei immer wieder ergänzt wird. Durch Codes werden geheime Botschaften weitergegeben und es wird nach verschollenen Menschen gesucht. Diese Erzählung bewegt sich häufig zwischen Fiktion und Wirklichkeit und besitzt daher die Kraft, den tragischen Verlauf der Geschichte quasi umzuschreiben. Madeleine Thiens Buch wurde zu Recht mit zahlreichen Literaturpreisen ausgezeichnet und ist unbedingt zu empfehlen!


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Personen: Grube, Anette Thien, Madeleine

Schlagwörter: China Generationenroman

Interessenkreis: Familiengeschichte

Thien, Madeleine:
Sag nicht, wir hätten gar nichts : Roman / Madeleine Thien ; aus dem kanadischen Englisch von Anette Grube. - 1. Auflage. - München : Luchterhand Literaturverlag, [2017]. - 653 Seiten Do Not Say We Have Nothing
ISBN 9783630875200 Festeinband : EUR 24,70 (AT)

Zugangsnummer: 0014979001 - Barcode: 0000149112
Belletristik für Erwachsene - Signatur: DR THIE - Buch Dichtung