"Eine Prosa von furchteinflößender Kraft" betitelt Rainer Moritz sein Nachwort zu dem Justizroman von Janet Lewis (1899-1998). Die amerikanische Autorin hat insgesamt drei Romane über berühmte historische Gerichtsverfahren verfasst. Der bekannteste, "Die Frau, die liebte", erschien bereits (vgl. ID-A 14/18). Der vorliegende Text entstand 1947 und behandelt den Fall des jütländischen Pastors Sören Qvist, einem für sein Mitgefühl bekannten Mann, der während eines Indizienprozesses gesteht, seinen Knecht im Jähzorn erschlagen zu haben. Dabei hat er die Tat in Wahrheit nicht begangen, doch seine moralische Integrität erlaubt ihm nicht, sich gegen die Umstände und Zeugenaussagen zu wehren. Lewis stellt die Rückkehr des Knechts nach Jahren an den Beginn ihres Romans und beschreibt dann die moralische Zwickmühle, in die der Pastor durch eine geschickte Intrige gelangte. Auch wenn die Frage nach Moral und Verantwortung ein wenig aus der Zeit gefallen wirkt, besticht der Text durch seine brillante Schlichtheit, bei der jedes Wort, jede Metapher sitzt. Spannende, anregende Lektüre. Überall empfohlen!
Personen: Lewis, Janet Höbel, Susanne
Lewis, Janet:
¬Der¬ Mann, der seinem Gewissen folgte / Janet Lewis ; aus dem amerikanischen Englisch von Susanne Höbel. - Deutsche Erstausgabe. - München : dtv, 2019. - 268 Seiten ; 22 cm ¬The¬ trial of Sören Qvist
ISBN 978-3-423-28190-4 Zugangsnummer: 73520006019 - Barcode: 73520006019
Signatur: LEWI - B