Einfühlsame Hommage an den leidgeprüften Vater. (DR) Mit dem Roman "Bagage", in dem Monika Helfer die Geschichte ihrer in Armut aufgewachsenen Mutter erzählt, hat die Vorarlberger Schriftstellerin die Bestsellerlisten angeführt. Mit "Vati" widmet sie sich ihrer eigenen Kindheit, und wie der zärtliche Titel vermuten lässt, handelt es sich hier um eine Würdigung ihres vom Schicksal gebeutelten Vaters, dem sie die Liebe zu den Büchern verdankt. In großer Armut als lediges Kind einer Bauernmagd aufgewachsen, erweist sich der kleine Josef als sehr begabtes, wissbegieriges Kind, das sich schon mit fünf Jahren selbst das Lesen beibringt und in der Bibliothek des Baumeisters Brugger ganze Bücher in seine Schulhefte abschreibt. Der Pfarrer sorgt dafür, dass der Bub das Gymnasium besucht, doch ein halbes Jahr vor der Matura wird Josef eingezogen. Im Krieg friert ihm das rechte Bein ab, es muss amputiert werden. Aber im Lazarett lernt er die Frau kennen, die die Mutter der Ich-Erzählerin wird - eine Versehrtenliebe. Ein paar wenige glückliche Jahre erlebt die Familie im Kriegsopfer-Erholungsheim auf der Tschengla in Vorarlberg, das der Vater leitet und wo die Bibliothek sein ganzer Stolz ist. Als der Vater einen Teil der Bücher, um sie "zu retten", am Waldrand vergräbt, hilft ihm die Tochter. Nach dem frühen Krebstod der Mutter werden die Kinder auf Pflegeplätze bei Verwandten aufgeteilt, der Vater verkriecht sich in einer Klosterzelle. Erst viel später findet er wieder eine Frau und den erneuten Kontakt zu seinen Kindern. Gerade die schnörkellose, aber in ihrer Treffsicherheit ungemein berührende Sprache macht diesen schmalen autofiktionalen Roman zu einem grandiosen, breit empfohlenen Werk!
Personen: Helfer, Monika
Hel
Helfer, Monika:
Vati : Roman. - München : Carl Hanser Verlag, 2021. - 172 S.
ISBN 978-3-446-26917-0 fest geb. : EUR 8,76
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