ab 12 J., Anna, eine brave Schülerin, muss zusehen, wie ihr Freund Helmut von einem Schulkollegen totgeprügelt wird. Sie gerät in einen schweren Gewissenskonflikt und stellt sich, während sie durch die Stadt rennt, Fragen über Gut und Böse. Rezension: Lola rannte, um ihrem Freund das Leben zu retten. Anna rennt, weil ihr Freund gestorben ist. Lola rannte, um schneller von A nach B zu kommen. Anna rennt, weil sie nicht mehr weiß, wo A und wo B ist. "Lola rennt" war ein Film - rasant wie Techno und jung wie seine Hauptdarstellerin. "Anna rennt" ist Etikettenschwindel (es sei denn, jede mit dem Buchtitel geweckte Assoziation zum Film "Lola rennt" wäre rein zufällig): die salopp geschriebene Geschichte einer im Nachkriegsdeutschland angesiedelten jugendlichen Selbstfindung, die sich bei genauerem Hinsehen als kreuzbiederes Gutmenschen-Plädoyer entpuppt. Nachdem Anna beobachtet hat, wie der von ihr bewunderte, selbstsichere Georg den schwachen Helmut auf dem Schulhof zu Tode getreten hat, beginnt für sie eine peinigende, aber fruchtbare Phase der Gewissenserforschung. Und die LeserInnen dürfen sich mit Anna der Form halber die Frage stellen, ob es besser ist, mit Georg, dem Prototypen des grossen, blonden, hartherzigen Jung-Herrenmenschen zu sympathisieren, oder mit dessen Opfer, dem schwachen, verhöhnten, armen Flüchtlingskind Helmut. Als Kontrast zu diesem antiquierten Bewusstseinsbildungs-Duktus wählt Zöller einen Sprachstil, der sich zeitgemäß lapidar gibt, aber um nichts weniger betulich daherkommt - und in Pumpgun-Formulierungen mündet wie "Kinderwillen ist Katzendreck" oder "Es blutet weiter. Hilfe. Aus der Scheide! Sie will zur Mutter. Angst. Angst." Eher als an den Film "Lola rennt" erinnert dieses Buch an den Versuch eines Pfarrers, nach einem einwöchigen Rap-Workshop seinen Schäflein in der Jugendmesse die Bergpredigt auf "fortschrittlich" nahe zu bringen. *ag* Robert Buchschwenter

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Personen: Zöller, Elisabeth

Schlagwörter: Tod Schule