Pole Poppenspäler nach der Erzählung
Buch

Annotation: Novelle nacherzählt in Buntstift Rezension: Was ist ein Bilderbuch? Bilder, die eine Geschichte erzählen? Wie ist das z.B. in der Buntstiftversion der Novelle "Pole Poppenspäler" von Theodor Storm? Maren Briswalter gibt kleinteilige Bilder norddeutscher Gemütlichkeit: Backsteinhäuser, Gärten mit Bank und Baum, Heidelandschaft, holzige Interieurs. Darin agieren Figürchen, man kann versuchen, sich einen Reim zu machen. Die blonde Jungsfigur begegnet einem Püppchen im roten Kleid. Das hat schwarze, drahtige Zöpfe und springt Seil. Einmal weint es auf einem Dachboden, dann sitzen beide gemeinsam in einer Holzkiste und schlafen. Dabei werden sie von einer Gruppe Erwachsener betrachtet. Zum Zeichen des Erstaunens halten diese eine Laterne hoch. Andere Puppen sind wirklich Marionetten, sie hängen an feinen Drähten und tragen prächtige Kostüme. Besonders eine mit gelbem Narrenkostüm und langer Nase fällt auf. Schließlich sieht man eine unbeholfene männliche Rückenfigur aus dem Fenster eines Biedermeierzimmers blicken. Es folgen Szenen im Schnee. Wieder ein Mädchen im roten Kleid, diesmal in der Größe einer Erwachsenen, kniet vor einem Kruzifix. Plötzlich sitzt die Rückenfigur mit hängenden Schultern auf einem Hocker, vor ihm auf einfachem Bett kauernd ein lustiger kleiner Mann mit Teddyfrisur. Durch ein Gitterfenster im gemauerten Raum fällt Licht. Kurz darauf winkt der Teddymann von einer Bühne. Die gelbe Narrenfigur fläzt sich neben ihn und lacht. Überraschend die folgende Friedhofszene: Der Pfarrer hält einen Spaten bereit, und schon flitzt die gelbe Narrenmarionette augenrollend von rechts oben auf ihn zu. Glück gehabt! Auf dem letzten Bild hat er sie mit einer Schaufel Erde abgeworfen. Verdattert sitzt sie zwischen Blumen auf einem Sargdeckel. Aha! Die Bilder alleine sind wohl doch nicht genug. Aber da gibt's ja noch den Text. Während Storms Novelle von 1874 allerdings mit brennender Scham das Schicksal bayrischer Migranten thematisiert, die als Künstler und "fahrendes Gesindel" unter dem Dünkel schleswig-holsteinischer Bürger zu leiden haben, kommt Bergers brave Nacherzählung ganz ohne Erschütterungen aus. Grundsätzlich ist es ein ehrenvoller Versuch Storms hochaktuelles Werk Kindern zugänglich zu machen, doch eine Novelle lebt von ihrem Kunstcharakter. Man hätte sie unbearbeitet geben müssen. Briswalters Bildchen hätten die bayrische Künstlerfamilie etwas lächerlich gemacht, aber sonst kaum geschadet. Wenngleich eine wichtigste Szene doch fehlt - die Hochzeit zwischen dem blauen und dem roten Biegepüppchen.


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Personen: Storm, Theodor Briswalter, Maren Berger, Frank

Pole

Pole Poppenspäler : nach der Erzählung / von Theodor Storm. Ill. von Maren Briswalter. Textbearbeitung: Frank Berger. - Stuttgart : Urachhaus, 2011. - [30] S. : überw. Ill.
ISBN 978-3-8251-7776-8 fest geb. : ca. Eur 15,40

Zugangsnummer: 2016/0207 - Barcode: 2-1230116-2-00001521-9
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