Kleine Insekten, große Erzählkunst. Lohnt es sich, am Tun und Treiben einer Mistkäferart, dem scarabaeus sacer, hörend teilzuhaben? Ja, unbedingt, wenn es sich um Jean-Henri Fabres (1823-1915) Schilderung von der "wunderbaren Dungumwandlung" des heiligen Pillendrehers handelt, fasziniert sie doch von der ersten Sekunde an. Wie in all seinen "Souvenirs entomologiques" (1879-1907) taucht der feinsinnige Pionier der Verhaltensforschung auch in diesem Ausschnitt tief in die Wunderwelt der Insekten ein und beschreibt sie mal poetisch verhalten, mal dramatisch zugespitzt, etwa wenn es wie bei Homer um Diebstahl, Kampf und List geht. Dann vergisst man beinahe, dass das Objekt der Begierde bloß ein Kotkügelchen ist, das einem Käfer von seinem Compagnon entwendet wird: "Geruch und Auge setzen ihn auf die Spur. Er holt den Räuber ein: 'Ah, Du Schuft, ich weiß, was Du vorhast! Du willst dich damit rausreden, die Pille sei Dir weggerollt, und Du wolltest sie aufhalten und zurückbringen.'" Man kann es dem Buchfunk Hörbuchverlag gar nicht hoch genug anrechnen, den im deutschen Sprachraum kaum bekannten französischen Forscherpoeten mit einem Hörbuch gewürdigt und für die Umsetzung überdies noch einen famosen Interpreten wie Gerd Heidenreich gewonnen zu haben. Dessen unübertrefflicher Vortrag macht die CD vollends zu einem kleinen Juwel, übrigens einem mit fein ziselierter musikalischer Fassung, bei der es Robert Rehnig nach allen Regeln elektroakustischer Kunst schaben, knarren, flattern und zirpen lässt.

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Personen: Fabre, Jean-Henri Heidenreich, Gert