Dass Ursula Poznanski ein Händchen für Thriller hat, ist unbestritten. In punkto Erzähltechnik macht der Österreicherin so schnell niemand etwas vor, an Einfallsreichtum mangelt es ihr ebenfalls nicht. Ihre Bücher für Jugendliche und Erwachsene sind Bestseller, ob es sich um knallharte Krimis wie „Fünf“ oder eine ausgeklügelte Dystopie wie die Eleria-Trilogie handelt. Ihr neues Jugendbuch „Aquila“ gehört in die Krimi-Schublade, dürfte in der Rangliste der Poznanski-Bücher aber keinen der vorderen Plätze einnehmen. Zwar ist es gewohnt spannend erzählt, doch die Grundidee eines Gedächtnisverlusts ist nicht ganz taufrisch und wird auf den rund 430 Seiten doch recht strapaziert. Opfer der Amnesie ist die Studentin Nika, die seit kurzem mit der hübschen, geltungssüchtigen Jenny in einer WG in Siena lebt. Als die Handlung einsetzt, ist die Mitbewohnerin allerdings bereits verschwunden und mit ihr fehlen Nikas Pass, ihr Schlüssel, ihr Handy und ihre Erinnerung an die letzten beiden Tage. Dafür finden sich ein blutiges Männershirt in der Waschmaschine, ein blutrünstiges Skizzenbuch in Jennys Zimmer und in Nikas Hosentasche ein Zettel mit kryptischen, offenbar von ihr selbst geschriebenen Botschaften. Während Nika auf der Suche nach all dem Verlorenen und Aufklärung mit der Kriminalpolizei auf den Fersen durch Siena irrt, steht ihr Stefano zur Seite. Er würde sich gern in der Rolle des Latin Lovers sehen, gerät jedoch zunehmend ins Zwielicht. Im Vergleich zu vielen anderen Romanen der Autorin, in denen es wirkt, als würde sie selbst von der Handlung mitgerissen werden und könne gar nicht so schnell schreiben wie erzählen, arbeitet sich Ursula Poznanski in „Aquila“ ein wenig mühsam Rätsel für Rätsel bis zum Schluss vor. Bei einem Erzähltalent ihres Formats reicht aber auch das pure Handwerk aus, um einen soliden Pageturner zu erzeugen.
Personen: Poznanski, Ursula
Pozna
Poznanski, Ursula:
Aquila / Ursula Poznanski. - Bindlach : Loewe, 2017. - 424 Seiten
ISBN 978-3-7855-8613-6 kart. : ca. € 17,50
Jugendbücher - Buch