Jäger, Sarah
Medium der interaktiven Leseförderung Antolin Nach vorn, nach Süden Roman
Buch

Selten hat man über die Ich-Erzählerin eines Jugendromans so lange so wenig erfahren. „Entenarsch“ wird sie von den anderen Penny-Markt-Aushilfen genannt, mit denen sie in den Pausen und nach der Arbeit im Hinterhof abhängt, und recht dazugehören tut sie nicht: „Niemand hebt den Kopf“, stellt sie fest, als sie verspätet zu einer kleinen Party auftaucht, „nicht jeder wird im Hinterhof vermisst“. Mit einem „Nebensatz“ vergleicht sie sich denn auch, die vorerst namenlose 19-Jährige in Sarah Jägers Debütroman, aber erzählen kann sie, und wie! So sparsam sie mit persönlichen Informationen hantiert, so reich an Nuancen und voller Sprachwitz ist ihre Erzählstimme. In oft vollendet lakonischer Form, hinter der eine große Verletzlichkeit durchschimmert, berichtet sie von ihren Erlebnissen und Beobachtungen während eines spontan organisierten Roadtrips in den deutschen Süden, auf dem sie sich zu ihrer eigenen Überraschung hinter dem Steuer findet. Auf dem Beifahrersitz neben ihr sitzt Marie, 16 Jahre alt und auf der Suche nach ihrem Ex-Freund Jo, dessen Verschwinden die ganze Hinterhof-Crew erschüttert hat. Und auf der Rückbank lümmelt Can; Can, für den die ungeübte Chauffeurin mehr empfindet, als sie sich eingestehen will, und der es wiederum nicht fassen kann, dass sie sich weigert, auf der Autobahn zu fahren: „Den Lkws dabei zusehen, wie sie links an einem vorüberziehn, ruft Can vom Rücksitz gegen den Fahrtwind an. So werden Abenteuergeschichten geschrieben.“ Und wirklich sind es die kleinen, die eher alltäglichen Abenteuer und die Komik des Moments, die „Nach vorn, nach Süden“ zu einer ebenso berührenden wie vergnüglichen (Sommer-)Lektüre machen: Die Solidarität der Penny-Markt-Aushilfe in Münster etwa („die Erbsen, die sind überall gleich“), die den Kolleg_innen aus dem Norden spontan eine Unterkunft für die Nacht anbietet, oder das Streitgespräch unter Touristen im Schlossgarten von Fulda: „Das mag sein, liebe Renate, dass du Japanische Goldröschen in deinem Garten hast, das möchte ich gar nicht in Abrede stellen, aber das hier ist ein Ranunkelstrauch.“ Über all diese funkelnden Momente bekommt die Ich-Erzählerin allmählich ein Gesicht, einen Platz unter den Menschen und, auf der allerletzten Seite, auch einen Namen.

Altersempfehlung: ab 14 Jahren.


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Personen: Jäger, Sarah

Schlagwörter: Antolin Klasse-9 Führerschein

Jäger, Sarah:
Nach vorn, nach Süden : Roman / Sarah Jäger. - Hamburg : Rowohlt Taschenbuch Verl., 2020. - 223 S.
ISBN 978-3-499-00239-7 fest geb. : EUR 18,00

Zugangsnummer: 2022/0201 - Barcode: 2-1130078-4-10003039-6
Romane und Erzählungen für Jugendliche ab 12 Jahre - Signatur: Jäger - Buch