Kriegsende, Hungerjahre und der Überlebenswille der Menschen bilden den Rahmen für eine eindringliche Geschichte. In den letzten Kriegswochen im April 1945 stehen auch die Menschen in der Uckermark vor der Entscheidung, zu fliehen oder zu bleiben. Auf Gut Anquist zögern die Menschen zu lange. Bis den Überlebenden der Familie die Flucht in den Westen, nach Hamburg, gelingt, ist es schon 1946. Agnes Dietz und ihre beiden Kinder, der vierzehnjährige Hanno und die einige Jahre jüngere Wiebke, teilen das Schicksal von so vielen in der zerstörten Stadt. Der Vater Gustav ist seit Jahren vermisst, die Kinder sind immer auf der Suche nach Verwertbarem, zum Heizen oder zum Verkaufen. Eines Tages sieht Hanno in einem Loch die nackte Leiche einer Frau und etwas abseits einen etwa dreijährigen Jungen, stocksteif vor Kälte, aber sonst unverletzt. Allerdings spricht er nicht. Bald gehört der Junge, von Agnes Joost genannt, zur Familie. Später gibt sie ihn als das eigene Kind aus. 1992 ist in Köln die Lehrerin Anna Anquist fest entschlossen, gegen den Willen ihrer Mutter Clara Anquist in die Uckermark zu fahren. Als die Tochter erfährt, dass das Gut saniert werden soll, setzt sie sich mit dem zuständigen Architekten, Joost Dietz, in Verbindung, und nun kommt langsam zutage, was sich damals bei der Flucht und später in den Unterkünften in Hamburg abgespielt hat. - Die Geschichte ist stimmig; die Autorin versteht es sehr gut, die fiktiven Familienschicksale in die realen Fakten einzupassen. Die Schilderungen der Nachkriegsjahre sind bewegend genug; da bräuchte es keinen kriminalistischen Erzählstrang. Und doch wird es mehr und mehr spannend und zu guter Letzt ist die Auflösung schon überraschend. Eine Erzählung, die mehr als ein Krimi ist, und allen Büchereien wärmstens zu empfehlen.
Personen: Borrmann, Mechthild
BORR
Borrmann, Mechthild:
Trümmerkind : Roman / Mechthild Borrmann. - 1. [Aufl.]. - München : Droemer, 2016. - 300 S. ; 22 cm
ISBN 978-3-426-28137-6 fest geb. : 19,99
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