Reportage über das Leben mit dem dementen Vater. Der Vater des Journalisten Andreas Wenderoth beginnt im Alter von 87 Jahren immer wunderlicher zu werden. Horst Wenderoth war selbst ein "Mann des Wortes", Journalist beim RIAS in Berlin, gebildet und musikinteressiert. In wohlgesetzten Worten, manchmal unfreiwillig komisch, kommentiert er seinen neuen, veränderten Zustand. Die Diagnose der Ärzte lautet "vaskuläre Demenz", mutmaßlich die Folge, kleiner, unbemerkter Schlaganfälle. Was auf die Diagnose folgt, kennen viele betroffene Angehörige auch aus eigener Erfahrung: Krankenhaus, der Versuch, die Pflege zuhause zu organisieren, Pflegeheim, schlechtes Gewissen und permanente Überforderung. Andreas Wenderoth streut zwischen die erzählenden Abschnitte seine Hintergrundrecherchen über die Erkrankung seines Vaters ein. Der Vater vergisst allmählich sein Leben, kann alltägliche Verrichtungen nicht mehr geordnet ausführen, fällt in Depression, wird unleidlich und sogar aggressiv. Obwohl sich Viola Wenderoth, die Mutter des Autors, für die Pflege ihres Ehemanns unter Zurückstellung ihrer eigenen Interessen und Gesundheit aufopfert, bleibt sie doch eher eine Randfigur, das Buch erzählt eine melancholische Vater-Sohn-Geschichte, die trotz aller Offenheit, den Betroffenen nicht bloßstellt. Überall möglich.
Personen: Wenderoth, Andreas
Bi 2 Wende
Wenderoth, Andreas:
¬Ein¬ halber Held : mein Vater und das Vergessen / Andreas Wenderoth. - München : Blessing, 2016. - 301 S. ; 21 cm
ISBN 978-3-89667-558-3 fest geb. : 19,99 EUR
Einzelbiographien, die existentielle und allgemeinmenschliche Grunderfahrungen in den Mittelpunkt stellen (Verfolgung, Widerstand, Flucht und Vertreibung, Behinderung, Krankheit und Leid, Tod und Trauer usw.) - Sachliteratur