Einfühlsam erzählt der Strafverteidiger Ferdinand von Schirach die kleinen oder großen Schicksale seiner Mandanten. Wenn es z.B. um den allseits beliebten und verehrten Hausarzt geht, der nach fast 50 Jahren Ehe seine Frau mit einer Axt erschlägt, oder die Jugendlichen, die einen japanischen Millionär berauben und damit eine Racheserie in Gang setzen, immer stehen die handelnden Menschen im Vordergrund und nicht der Anwalt. Berührend ist die Geschichte des Geschwisterpaares, das zwar in einem reichen Haus aufwächst, aber nie ein Familienleben hat. Der Bruder und die Schwester, die eine begnadete Cellistin ist, trennen sich von ihrem extrem dominanten Vater und versuchen, sich ein eigenes selbstbestimmtes Leben aufzubauen. Als der Bruder unheilbar krank wird, tötet ihn die Schwester, weil sie sein Leiden beenden will. Sehr mitfühlend erzählt der Autor die Geschichte des ausgesetzten Babys, das von einer Bauernfamilie adoptiert wird und in Schule und Beruf Schiffbruch erleidet. Mit dem Geld aus einem Bankeinbruch flieht er nach Äthiopien. Dort schafft er es mit seinen landwirtschaftlichen Kenntnissen, den Kaffeeanbau zu einem äußerst profitablen Unternehmen zu machen. Er heiratet und gründet eine Familie. Dann stellt sich heraus, dass er keine Aufenthaltserlaubnis hat und er wird nach Deutschland ausgewiesen. Dort verurteilt man ihn wegen des Bankeinbruchs. - Das Buch liest sich spannend wie eine Sammlung von erfundenen Kriminalgeschichten und regt beim Leser so unterschiedliche Gefühle wie Mitleid, Ärger, Abscheu oder Genugtuung aus.
Personen: Schirach, Ferdinand von
SL Schir
Schirach, Ferdinand von:
Verbrechen : Stories : Ein Strafverteidiger erzählt in literarischer Form Geschichten und Hintergründe zu elf Fällen, die er vor Gericht vertreten hat. / Ferdinand von Schirach. - München : Piper, 2009. - 205 S.
ISBN 978-3-492-05362-4 Hardcover : 16,95 EUR
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